Jürgen Messensee gestorben | | Jürgen Messensee mit seiner Arbeit „Piscina di Venere“ 2006 im Essl Museum | |
Der österreichische Maler Jürgen Messensee ist tot. Er starb gestern kurz nach seinem 88. Geburtstag. „Mit Jürgen Messensee haben wir einen der letzten großen Vertreter des österreichischen Informel verloren“, würdigte die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den Verstorbenen. „Den Wiener Künstler zeichnete sein philosophischer Zugang zur Kunst aus, betrachtete er das Malen doch als eine Form des Denkens, eine Resonanz auf die Wirklichkeit. Abstrakt und gestisch fand diese ihren Niederschlag auf der Leinwand, als Relikt des Erinnerns. Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen, Freund*innen und Weggefährt*innen“, so Kaup-Hasler abschließend.
Jürgen Messensee kam am 29. August 1936 in Wien zur Welt und studierte von 1955 bis 1960 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Sergius Pauser. Er gilt als Einzelgänger in der zeitgenössischen Kunstszene Österreichs. Sein Schaffen lässt sich nur schwer einer Stilrichtung zuordnen. Seine Kunst ist primär gegenständlich. Allerdings verfremdete Messensee seine Motive durch Chiffren und Abkürzungen so stark, dass sie oft kaum mehr erkenntlich sind und in eine gestische Abstraktion driften. Fast immer nahm er dabei den weiblichen Körper oder Teile davon in den Blick, die er in dynamischen Pinselführungen und Strichfolgen verknappt auf den Bildträger aufbrachte. In den 1980er und 1990er Jahren beschäftigte sich Messensee intensiv mit der barocken Kunst des spanischen Hofmalers Diego Velázquez, was in die Werkreihe der „Infantinnen“ mündete, die das Kunsthistorische Museum Wien 1993 jenen von Velázquez an die Seite stellte. Bildhauerisch war er vor allem in den 1970er Jahren tätig und fertigte Keramiken und Bronzeplastiken.
Das Werk von Jürgen Messensee war in der österreichischen Kunstszene recht präsent, darüber hinaus weniger. So nahm er 1973 an der XII. Biennale von São Paulo teil und hatte 1987 eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Bremen, 1991 dann in der Galerie du Luxembourg. In Österreich widmeten sich etwa die Wiener Secession 1987, die Albertina 1990, das Rupertinum in Salzburg 2003 oder die Sammlung Essl in Klosterneuburg 2006 seinem Schaffen. Die letzten Personalen für Messensee fanden 2013 im Bank Austria Kunstforum in Wien und 2014 im Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels statt. Mehrere Auszeichnungen schmücken seinen Schaffensweg, darunter 1993 der Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst und 2007 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. |