Kriegsverlust kehrt nach Dresden zurück | | Victor Paul Mohn, Pilger in der römischen Campagna | |
Das Kupferstich-Kabinett in Dresden erhält die seit dem Zweiten Weltkrieg vermisste aquarellierte Pinselzeichnung „Pilger in der römischen Campagna“ von Victor Paul Mohn zurück. Der Kriegsverlust konnte durch die Vermittlung des Münchner Auktionshauses Karl & Faber geregelt werden und wird in Kürze den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) nach einer gütlichen Einigung als Geschenk des Verkäufers wieder übergeben. Das Werk war sowohl im Katalog der kriegsverlorenen Zeichnungen des Kupferstich-Kabinetts als auch in der Lost Art-Datenbank der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste publiziert und konnte nach der Einlieferung bei Karl & Faber durch Mitarbeiter*innen des Versteigerers und Provenienzforscher*innen der SKD identifiziert werden.
Stephanie Buck, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, sagte: „Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn eines der kriegsverlustigen Werke des Kupferstich-Kabinetts unverhofft auftaucht. Wir sind dankbar und freuen uns sehr, dass Karl & Faber die Rückkehr von Victor Paul Mohns Pinselzeichnung unterstützt hat. Die wundervoll atmosphärische Landschaftsstudie entstand 1866 auf einer Italienreise, die der junge Maler zusammen mit Albert Venus und Carl Wilhelm Müller unternahm. Sie erzählt damit auch von Inspirationen durch das Reisen und von Freundschaft.“
Victor Paul Mohn, 1842 in Meißen geboren und 1911 in Berlin verstorben, war ein Schüler von Adrian Ludwig Richter und Weggefährte von Albert Venus. Auf der Pinselzeichnung blickt ein Pilger im Mantel über die karge Campagna-Landschaft mit Sichelmond, in deren Ferne sich Berge erheben. Ruhe durchzieht das fast monochrom in Beigetönen gehaltene Blatt. Im Mittelgrund ist die Kuppel von St. Peter in Rom zu sehen. Das Aquarell wurde 1908 von den Erben des sächsischen Sammlers Eduard Cichorius (1819–1907) für das Dresdner Kupferstich-Kabinett angekauft und während des Zweiten Weltkriegs mit den Beständen des Museums nach Schloss Weesenstein ausgelagert, ging dann aber verloren und galt seitdem als Kriegsverlust. Es ist möglich, dass das Aquarell nach Kriegsende von der „Trophäenkommission“ der Roten Armee mitgenommen wurde. Das von der Sowjetarmee besetzte Dresden verlor damals viele Kunstschätze an die ehemalige UdSSR, die unter anderem als Kompensation für die Verwüstungen, die die deutsche Wehrmacht in der Sowjetunion hinterlassen hatte, verstanden wurden. |