Konstanz startet Ausstellungsserie zu Hans Thoma | | Hans Thoma, Der Wanderer, 1906 | |
Bereits der Ausstellungstitel „Hans Thoma. Beseelte Natur“ verweist auf die tiefe Verbundenheit des Malers mit seiner Heimat im Schwarzwald. Anlässlich seines 100. Todestags ist in der Konstanzer Wessenberg-Galerie eine Serie von Sonderschauen zu Hans Thoma im deutschen Südwesten gestartet. Geboren am 2. Oktober 1839 in Bernau und gestorben am 7. November 1924 in Karlsruhe, gewann sein Schaffen mit dem Aufblühen der Landschaft als Sehnsuchtsort einer mehr und mehr der Natur entrückten Stadtgesellschaft an Bedeutung. So stieg er vom verkannten Heimatkünstler zum national gefeierten Star auf. Heute steht vor allem Thomas völkisch-nationale Gesinnung im Fokus von Diskursen. In zehn vom grünen Kolorit des Schwarzwaldes unterlegten Kapiteln gibt die Kuratorin und neue Galerieleiterin Franziska Deinhammer am Beispiel von über 80 Grafiken und ausgewählten Gemälden einen instruktiven Überblick über Leben und künstlerische Entfaltung des Malers.
Kongenial zum Lebenslauf und stilistischen Ausrichtungen rückt die Schau anhand einprägsamer Werke wesentliche Aspekte von Hans Thoma in den Fokus. Nach mehreren abgebrochenen Lehren gelang es ihm, 1859 einen Studienplatz an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe zu erhalten, wo ihn sein Lehrer Johann Wilhelm Schirmer förderte. Das frühe Gemälde „Zwei Wanderer auf dem Weg nach Bernau“ zeigt Thomas lebenslange Heimatverbundenheit. Nach zahlreichen Wohnortwechseln und Reisen nach Paris oder Italien gelang ihm 1890 mit einer Ausstellung im Münchener Kunstverein der Durchbruch. 1899 rückte er dann zum Direktor der Großherzoglichen Gemäldegalerie, der heutigen Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, auf, verbunden mit einer Professur an der Karlsruher Kunstschule.
Ein Abschnitt thematisiert Thomas Beziehungen zu Konstanz. Freundschaftlich verbunden war er mit dem Maler und damaligen Leiter der Wessenberg-Galerie, Heinrich Schmidt-Pecht. Während seines zweiten Aufenthalts im Herbst 1901, als er an einem Porträt des auf der Insel Mainau weilenden Großherzogs Friedrich I. von Baden arbeitete, verstarb hier seine 1877 geehelichte Frau Cella. Neben Sujets von der Bodenseelandschaft beschäftigen sich weitere Kapitel mit der Hinwendung zur Druckgrafik ab 1891. Ein breites Publikum erreichte Hans Thoma mit Radierungen und Lithografien, deren Sujets er aus Details seiner Gemälde konstruierte.
Deutliche Spuren hinterließ eine Begegnung mit Arnold Böcklin, dessen mythologische und mystische Bildschöpfungen Thoma bäuerlich-derb interpretierte. Kleinformatige Arbeiten mit drolligen Fabelwesen oder skurrilen Kreaturen, seit den 1880er Jahren einsetzende religiöse Illustrationen sowie Entwürfe für Keramiken runden, begleitet von Arbeiten einiger seiner Schüler sowie seines Lehrers Schirmer, das Panorama ab. Kurz angerissen werden auch die deutschnationalen und antisemitischen Ansichten Thomas sowie die Vereinnahmung seiner Landschaftsdarstellungen mit bäuerlichen Leben durch das NS-Regime. Der 1945 gestiftete Hans-Thoma-Preis wurde nicht zuletzt deswegen 2024 in „Landespreis für bildende Kunst Baden-Württemberg“ umbenannt.
Zum Jubiläum veranstaltet die derzeit geschlossene Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eine Kabinettschau mit Werken Thomas im ZKM. Ab dem 3. Oktober zeigt das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau die Ausstellung „Blicke auf Hans Thoma. Zum 100. Todestag und zum 75. Geburtstag des Kunstmuseums“. Unter dem Titel „Hans Thoma – Zwischen Poesie und Wirklichkeit“ widmet sich das Augustinermuseum in Freiburg ab 14. Dezember dem Maler und seinem Schaffen, und für 2025 ist eine Ausstellung im Vortaunusmuseum in Oberursel in Vorbereitung.
Die Ausstellung „Hans Thoma. Beseelte Natur“ läuft bis zum 12. Januar 2025. Die Wessenberg-Galerie hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags bis 17 Uhr geöffnet. Geschlossen bliebt an Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Städtische Wessenberg-Galerie
Wessenbergstraße 43
D-78462 Konstanz
Telefon: +49 (0)7531 – 900 2921 |