Das Altenstetter Besteck ist zurück in Augsburg | | David Altenstetter, Besteckset, um 1615 | |
Ein Highlight der Augsburger Goldschmiedekunst ist in die Fuggerstadt zurückgekehrt. Das Maximilianmuseum kann seine Dauerausstellung zukünftig um die 40teilige Besteckgarnitur von David Altenstetter erweitern – das älteste vollständig erhaltene Besteckset der Welt. Das sogenannte „Altenstetter Besteck“ wurde 1615 für den Wittelsbacher Hof, wohl für Herzog Maximilian I. von Bayern, angefertigt und befand sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz der bedeutenden Augsburger Bankiersfamilie von Münch. Das Set besteht aus je zwölf Messern, Löffeln und kurzen, zweizinkigen Gabeln. Die aus Silber gearbeiteten Besteckgriffe sind kostbarst in Tiefschnitt-Emaille mit Blattwerk-, Frucht-, und Grotesken-Ornamenten verziert. Altenstetter war ein Vorreiter dieser komplizierten Technik, die nur wenige, fast ausschließlich Augsburger Goldschmiede beherrschten. Das Ensemble, zu dem noch drei Salzfässer des Augsburger Goldschmieds Thomas Zainer gehören, dokumentiert die hohe Kunstfertigkeit, für die die Goldschmiede der Reichsstadt Augsburg berühmt waren.
Im Altenstetter Besteck „verdichten sich auf einmalige Weise Augsburger, bayerische und europäische Kultur-, Kunst-, Zeit- und Wirtschaftsgeschichte. Umso schöner, dass es den Weg zurück nach Augsburg gefunden hat“, freut sich Augsburgs Kulturreferent Jürgen Enninger. Als das früheste, vollständig erhaltene Besteck mit den drei bis heute obligatorischen Elementen Messer, Gabel und Löffel hat das Set eine enorme materielle wie kulturhistorische Bedeutung. Unter der Rubrik „oldest complete cutlery set“ ist es sogar im Guinness Book of World Records zu finden. 2005 war das Besteckset erstmals bei Christie’s in London aufgetaucht und in einer aufsehenerregenden Auktion versteigert worden. Der Stadt Augsburg, die damals mit der Unterstützung privater und öffentlicher Sponsoren an der Versteigerung teilnahm, wurde jedoch überboten. Der Zuschlag erhielt ein US-amerikanischer Sammler für 1,24 Millionen Pfund. Nach fast 20 Jahren kam das Altenstetter Besteck in diesem Jahr wieder auf den internationalen Kunstmarkt und wurde nun durch einen anonymen Augsburger Förderer erworben, der es dem Maximilianmuseum als Dauerleihgabe überlässt. |