Impressionismus ohne Farbe in Berlin | | Johan Barthold Jongkind, Abendsonne – Hafen von Avers, 1868 | |
Dass Impressionisten nicht nur Bilder voller Farbe schufen, beweist in diesem Kunstherbst eine Schau des Berliner Kupferstichkabinetts. Unter dem Titel „Der andere Impressionismus“ präsentiert Kuratorin Anna Marie Pfäfflin Druckgrafiken von Charles-François Daubigny, Albert Besnard, Pierre-Auguste Renoir, John Charles Robinson, James Abbott McNeill Whistler oder Lesser Ury, die ohne Farben auskommen. Schon seit 1862 orientierten sich Maler wie Edouard Manet, Johan Barthold Jongkind oder Francis Seymour Haden an Rembrandts Malerradierungen und ließen sich davon zu eignen Werken inspirieren. Manche Künstler, wie Camille Pissarro, Edgar Degas oder später auch der Niederländer Carel Nicolaas Storm van ’s-Gravesande, überarbeiteten ihre Druckplatte nach jedem Druckvorgang neu. So entstanden „Zustandsdrucke“, also neue Originale innerhalb einer Serie. Seit den 1880er Jahren waren Lithografen wie Paul Signac oder Eugène Carrière von Schatten und damit vom Immateriellen fasziniert und gestalten malerische und geheimnisvoll anmutende Impressionen.
Berlin könnte dabei kaum ein passenderer Ort für diese ambitionierte, weil unkonventionelle Schau sein. Bereits 1881 waren hier eine Ausstellung der damals zeitgenössischen französischen Radierer zu sehen. 740 Drucke wurde dabei präsentiert, darunter einige, die auch jetzt in der Ausstellung zu sehen sind. Das war eine Revolution des Sehens, ein Coup, denn die Kunst des Impressionismus galt zu dieser Zeit noch keineswegs als museumswürdig. Mit dieser Ausstellung wurde das Publikum für die Moderne begeistert, die zeitgenössischen Künstler*innen in Deutschland erhielten neue Impulse und am Berliner Kupferstichkabinett nahm mit der modernen Druckgrafik ein neuer Sammlungsschwerpunkt seinen Anfang. Einzelne Radierungen von Rembrandt aus dem 17. Jahrhundert – dem größten Malerradierer impressionistischer Licht- und Schatteneffekte vor dem Impressionismus – sowie Fotografien des Piktorialismus schließen die Ausstellung ab.
Die Ausstellung „Der andere Impressionismus. Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler“ läuft vom 25. September bis zum 12. Januar 2025. Das Berliner Kupferstichkabinett hat mittwochs bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. Für Jugendliche bis 18 Jahre ist er frei. Der begleitende Katalog aus dem Michael Imhof Verlag kostet 25 Euro.
Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz 4/6
D-10785 Berlin
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