Leipziger Meisterschüler-Preis für Michalina Ludmila Musielak | | Michalina Ludmila Musielak, Mit sozialistischem Gruß, 2024 | |
Michalina Ludmila Musielak hat den Meisterschüler*innen-Preis der G2 Kunsthalle 2024 in Leipzig für ihre Abschlussarbeit „Mit sozialistischem Gruß“ gewonnen. Die 1990 in Breslau geborene Künstlerin, die ihr Meisterschülerinnenstudium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) bei Clemens von Wedemeyer absolviert hat, erhält nun ein Preisgeld von 10.000 Euro und kann kostenlos einen Atelierraum für zwölf Monate nutzen. Auf installativer und skulpturaler Ebene besteche ihre multimediale Arbeit durch die geschickte Verschränkung von Kunst und Forschung, heißt es in der Jurybegründung.
„Sie zeigt das architektonische System, nutzt es jedoch gleichzeitig als fragiles Display der Recherche und stellt damit die ursprüngliche bautechnische Intention subtil in Frage. ‚Mit sozialistischem Gruß‘ macht deutlich, wie Architektur als Träger ideologischer und kultureller Werte fungiert und dabei Kunst, Forschung und gesellschaftliche Reflexion verbindet. Dabei verknüpft sie technische Details des bautechnischen Systems mit historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Umbrüchen wie dem Fall der Berliner Mauer oder Nelson Mandelas Freilassung und betont somit die Schnittstelle von Architektur, Politik und Geschichte. In dem Werk macht die Künstlerin nicht nur geopolitische Verbindungen sichtbar, sondern hinterfragt auch die eigene Position als Initiatorin der Recherche“, so die Jury weiter.
In ihrer Arbeit „Mit sozialistischem Gruß“, die Elemente der Skulptur, des Films und des Archivs miteinander verbindet, beschäftigt sich Michalina Ludmila Musielak mit einem architektonischen System, das von ostdeutschen Architekten zwischen 1986 und 1992 in Tansania eingeführt wurde. Finanziert von UN-Habitat, schlugen sie eine Technologie mit einem für diesen Anlass geschaffenen Namen Wall-Panel-Column vor. Mit drei Videoloops, drei architektonischen Modellen und Archiv-Dokumenten erzählt Musielak die Geschichte dieses mobilen Artefakts. Die Modelle präsentiert sie dabei auf einer Installation aus Holzständern und Betonblöcken, die an diese Technologie erinnert. Musielak entwickelte die Arbeit während ihres Studiums an der HGB und konnte bei einer Residenz im Bauhaus Lab der Stiftung Bauhaus Dessau sowie eines Stipendiums des EU-Projekts „Deconfining“ zum interkontinentalen Kulturaustausch zwischen Europa und Afrika die Videoinstallation über die ostdeutsche Architektur in Tansania weiter ausbauen.
Vor ihrer Tätigkeit als Meisterschülerin an der HGB studierte Michalina Ludmila Musielak bei dem Videokünstler Miroslaw Balka an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau, wo sie auch ihren Master in New Media ablegte. Sie graduierte in visueller und medialer Anthropologie an der Freien Universität Berlin. Musielak stellte unter anderem auf dem European Media Art Festival in Osnabrück, im Bauhaus Dessau und bei dem Architecture Weekend im polnischen Gdynia aus. Mit dem medien- und klassenübergreifenden Meisterschüler*innenpreis fördert Steffen Hildebrand, Sammler und Gründer der G2 Kunsthalle, junge Künstler*innen am Beginn ihrer Laufbahn. Ausgelobt wird der Preis einmal jährlich unter allen Meisterschüler*innen der HGB eines Jahrgangs. Ziel ist die Unterstützung bei der Entwicklung zeitgenössischer Kunstproduktion in Leipzig. |