Hicham Berrada in Sindelfingen  | | Hicham Berrada, Chambre Climatique, 2024 | |
Nach mehreren Ausstellungsbeteiligungen präsentiert die Galerie Stadt Sindelfingen seit gestern nun die erste institutionelle Personale zum Schaffen von Hicham Berrada in Deutschland. Darin gibt der 1986 geborene Marokkaner, der heute im nordfranzösischen Roubaix lebt, mit Arbeiten aus den vergangenen Jahren und neuen Werken einen Überblick über seine oft sinnliche und betörende Kunst. Für seine Installationen, Skulpturen, Videoarbeiten und Performances greift Berrada auf naturwissenschaftliche Recherchen zurück, überführt die so gewonnen Ergebnisse in wundersame Bildwelten aus organischen und chemischen Materialien sowie physikalischen Reaktionen und macht die Wirkkräfte von ökologischen Prozessen deutlich. Bei seinen Arbeiten legt er zunächst bestimmte Parameter fest, überlässt dann aber die „Kontrolle“ der Urkraft. Mit den Mitteln der Natur erschafft er dadurch Welten, die sich in einem Schwebezustand zwischen Werden und Vergehen befinden, sich dynamisch in Zeit und Raum entwickeln.
Die Tatsache, dass Hicham Berrada natürliche Prozesse orchestriert, initiiert, manipuliert und simuliert, führt dennoch auf wundersame Weise vor Augen, dass die Natur unkalkulierbar ist und die Zusammensetzung unserer Welt eine ganz andere sein könnte. Darauf verweist schon der Ausstellungstitel „Aléas“, der „Zufälle“ bedeutet. So machen Berradas Arbeiten die Zufallsschwankungen der Natur sichtbar, indem sie ihre ästhetischen Potentiale aktivieren. Für Sindelfingen hat Berrada die Installation „Chambre climatique“ aus einem vernebelten Garten mit Pflanzen in einem dunklen Glasterrarium entwickelt, aus dem ein intensives Licht hervorgeht. In seiner Mitte türmt sich ein undefinierbares Wesen auf, das tierische und pflanzliche Attribute vereint. Umgeben ist es von weiteren Kreaturen, die sich bei genauer Betrachtung als Skulpturen entpuppen, die aus Polymilchsäure bestehen. Sie sind Teil eines von Berrada initiierten Kreislaufs, der die Zersetzung der Milchsäure auslöst. Die vom Menschen geschaffenen Stoffe werden in organische Masse umgewandelt, die weiter zerfällt und in mineralische Nährstoffe zersetzt wird. Schließlich treten diese Nährstoffe wieder in das Mineralreich ein und erfüllen so ihren naturgegebenen Zweck.
Die Ausstellung „Hicham Berrada – Aléas“ ist bis zum 16. Februar 2025 zu sehen. Die Galerie Stadt Sindelfingen hat täglich von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Galerie Stadt Sindelfingen
Marktplatz 1
D-71063 Sindelfingen
Telefon: +49 (0)7031 – 94 325 |
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