Krupp-Stipendien für Fotografie vergebenSusanne Keichel und Roxana Rios erhalten das Stipendium der Krupp-Stiftung für zeitgenössische deutsche Fotografie. Beide Künstlerinnen dürfen sich über eine Förderung in Höhe von 13.000 Euro freuen. Die in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museums Folkwang in Essen ausgelobten Stipendien wurden in diesem Jahr unter rund 300 Bewerbungen vergeben. Die 1981 geborene Dresdner Künstlerin Susanne Keichel erhielt den Zuschlag für ihr bereits begonnenes dreiteiliges Projekt „Soziale Gerechtigkeit: Schule/Arbeit/Herkunft“. Sie möchte mittels des Stipendiums die Trilogie mit dem Kapitel „Herkunft“ abschließen. Geprägt durch ihre eigene Biografie und eine dreijährige Tätigkeit als Hauptschullehrerin während der Pandemie, richtet sich ihr künstlerischer Blick vor allem auf Menschen, die sich in einer globalisierten Welt durch soziale Ungerechtigkeit abgehängt fühlen. Der Bildungserfolg in Deutschland hänge in hohem Maße vom sozialen Status der Eltern ab, so Keichel. Ungleichheiten würden in der deutschen Gesellschaft über Generationen hinweg reproduziert. Diese Missstände will Keichel in ihrem fotografischen Projekt sichtbar machen.
Die zweite Stipendiatin, Roxana Rios, wurde 1994 geboren und lebt in Leipzig. Ihr prämierter Projektvorschlag ist eine Werkgruppe mit dem Titel „Echo“. Mit der Arbeit untersucht Rios die Rolle der Fotografie bei der „(De-)Konstruktion traditioneller Identitätskategorien“, so die Projektbeschreibung der Künstlerin. Sie geht der Frage nach, ob und inwiefern die Fotografie ein kulturelles Werkzeug ist, um pluralistische Sichtweisen auf individuelle und kollektive Identitäten zu entwickeln. In den Selbstporträts von „Echo“ sollen die Verhältnisse zwischen Selbstausdruck, Zuschreibung und sozio-kulturellen Codes in neuen Konstellationen zusammenfinden. Als Transperson befinde sich Rios selbst im stetigen Abgleich von inneren und äußeren Betrachtungen.
Das seit 1982 existierende Stipendium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für zeitgenössische Fotografie in Deutschland. Die Krupp-Stiftung fördert mit dem Programm eine zeitgemäße bildnerische Auseinandersetzung mit fotografischen Sicht- und Darstellungsweisen. Alle zwei Jahre werden dazu jeweils zwei parallele Stipendien ausgeschrieben. |