Otto Mueller in Münster | | Otto Mueller, Paar in der Kaschemme, um 1922 | |
Seine kantigen Figurenzeichnungen, seine dumpfe Farbskala aus Braun- und Grüntönen und seine Darstellung des nackten Menschen in der Natur machen Otto Muellers Werke unverkennbar. Anlässlich seines 150. Geburtstags ehrt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster den Expressionisten aktuell mit einer opulenten Ausstellung. Dafür hat Tanja Pirsig-Marshall, renommierte Mueller-Expertin, die 2004 ihre Dissertation über den Künstler vorgelegt und an seinem Werkverzeichnis mitgearbeitet hat, zusammen mit den Co-Kuratorinnen Flora Tesch und Ann-Catherine Weise neben den vier hauseigenen Werken weitere 90 Gemälde und Grafiken aus bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen zusammengestellt, gibt mit ihnen einen Überblick über das Leben und das Œuvre des Brücke-Künstlers und ordnet es aufgrund junger Debatten um Postkolonialismus und Minderheiten neu ein.
Die Ausstellung entwirft einen Dialog zwischen Muellers Schaffen und den von anderen Künstlerinnen und Künstlern der Moderne, unter anderem zu Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel oder Karl Schmidt-Rottluff aus der Gruppe „Die Brücke“, aber auch zu Dorothea Maetzel-Johannsen oder Otto Dix. Außerdem beleuchtet sie Muellers Neigung zu Aktmalerei und der Natur, seine damit verbundene Suche nach dem vermeintlich „Ursprünglichen“, seine Faszination für andere fremde Kulturen sowie das Leben seiner Modelle und Partnerinnen. Ein weiterer Fokus liegt auf seinem Interesse für Minderheiten. Zu seiner Zeit waren Darstellungen von „Zigeunern“ als wenig bildwürdig eingeschätzt; dennoch griff Otto Mueller immer wieder auf diese Motivgruppe zurück. Die Schau setzt sich kritisch und analytisch mit seinen romantisierenden und stereotypisierenden Bildern auseinander und stellt sich die Frage, wie heute Lebende seine Bilder erleben. Dafür kommen zeitgenössische Künstlerinnen aus der Community der Sinti und Roma wie Malgorzata Mirga-Tas, Luna De Rosa und Vera Lacková mit eigenen Werken zu Wort. Zudem setzt sich die deutsche schwarze Wissenschaftlerin Natasha A. Kelly in einem Raumgefüge mit Muellers Verbindung zum Kolonialismus auseinander.
Die Ausstellung „Otto Mueller“ ist bis zum 2. Februar 2025 zu sehen. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, am zweiten Freitag im Monat bis 24 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt zwischen 10 Euro und 13 Euro, ermäßigt 5 Euro und 6,50 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre ist er kostenlos. Der Ausstellungskatalog aus dem Verlag E. A. Seemann kostet im Museum 36 Euro, im Buchhandel 40 Euro.
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Domplatz 10
D-48143 Münster
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