Wien führt Rembrandt und Hoogstraten zusammen | | Rembrandt, Mädchen in einem Bilderrahmen, 1641 | |
Das Kunsthistorische Museum Wien widmet dem holländischen Barockmeister Rembrandt Harmensz van Rijn und seinem Schüler sowie Wettbewerber Samuel van Hoogstraten eine groß angelegte Sonderausstellung. Beide verstanden sich als forschende Künstler, die stets nach neuen Wegen suchten, die Natur sowie optische Phänomene täuschend echt darzustellen. Daher auch der von Kuratorin Sabine Pénot gewählte Untertitel der Schau: „Farbe und Illusion“. Im Zentrum steht hier ein von Hoogstraten geschriebenes Malereitraktat. Dieses ist eine einzigartige schriftliche Quelle für das Verständnis von Rembrandts Kunst und ein großer Beitrag des Schülers zum Nachruhm seines Lehrers. Samuel van Hoogstraten bewundert darin insbesondere die unvergleichliche Kraft der Farben in Rembrandts Bildern, den verblüffenden Illusionismus seiner Werke und seine einzigartige Gabe, Affekte in faszinierender Vielfalt wiederzugeben. Exemplarisch hebt er das in dem in der Wiener Ausstellung präsentierten Rembrandt-Gemälde „Predigt Johannes des Täufers“ hervor, in dem mehr als 100 Figuren zu entdecken sind.
Schwerpunkt der Ausstellung bilden vor allem die illusionistischen Effekte in den Gemälden der beiden Maler. Immer wieder spielen Rembrandt und Hoogstraten mit optischen Täuschungen, illusionistischen Rahmungen und vermeintlich von selbst leuchtenden Farben. Rembrandt reizt besonders in seinen Porträts die Grenzen menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit zwischen Bild- und Betrachterraum aus und verleiht seinen Figuren durch die Darstellung von fingierten Bilderrahmen und architektonischen Durchblicken sowie den dramatischen Einsatz von Licht eine außergewöhnliche Präsenz und Tiefe. Erstmals ist es gelungen, alle Gemälde Rembrandts, in denen er diese illusionistischen Kunstgriffe einsetzt, in einer Ausstellung zu vereinen. Sein ambitionierter Schüler Samuel van Hoogstraten eifert ihm nach und versucht, Rembrandt beim Erzielen dieser optischen Täuschungen noch zu überbieten.
In seinem reiferen Werk entwickelt sich Hoogstraten zu einem eklektischen Künstler, der sich rasch unterschiedliche Malstile aneignet und auf die Vorlieben seiner Auftraggeber einzugehen weiß. Stillleben, Genrebilder und Allegorien zeugen von der außergewöhnlichen Bandbreite seines Œuvres. Seine täuschenden Architekturperspektiven zählen zu seinen ausgeklügeltsten Bilderfindungen. „Der Innere Burgplatz in Wien“, ein Trompe-l’œil par excellence, das ursprünglich sogar eine kleine gangbare Uhr enthielt und damit viele Sinne ansprach, verhilft ihm zu einer erfolgreichen Karriere am Wiener Kaiserhof. Dabei gilt das naturwissenschaftliche Interesse beider Maler insbesondere der Optik, Natur-Lichtspielen und dem Kammerlicht. Das damalige Wissen zu Perspektive, Farbe und Illusion wird in der Schau ebenso thematisiert wie deren Darstellung in der Malerei.
Die Ausstellung „Rembrandt – Hoogstraten. Farbe und Illusion“ läuft bis zum 12. Januar 2025. Das Kunsthistorische Museum hat täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags und samstags bis 21 Uhr und an Heiligabend von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 21 Euro, ermäßigt 18 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre ist er frei. Begleitend zur Schau erscheint im Belser Verlag ein Katalog zum Preis von 44,95 Euro.
Kunsthistorisches Museum Wien
Maria-Theresien-Platz
A-1010 Wien
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