Die fast vergessene Dora Hitz in Berlin | | Dora Hitz, Weinernte, um 1910 | |
Die Liebermann-Villa in Berlin widmet Dora Hitz zum 100. Todestag die erste Ausstellung seit 1925. Die gemeinsam mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität und dem Bröhan-Museum erarbeitete Schau „Mit dem Alten um das Neue kämpfen“ soll die weitgehend in Vergessenheit geratene Malerin und ihre Bedeutung in Erinnerung rufen. Dora Hitz, 1853 geboren und 1924 verstorben, prägte als Vertreterin der Moderne die Kunstszene um die Jahrhundertwende in Berlin. Die Avantgardistin war mit Max Liebermann ein Gründungsmitglied der Berliner Secession und machte sich vor allem als Porträtistin einen Namen. Sie wurde in den wichtigsten deutschen Ausstellungen präsentiert, war europaweit vernetzt und zählte um 1900 zu den angesehensten deutschen Malerinnen. Die Schau geht der Frage nach, weshalb Hitz in Vergessenheit geriet. Lag es etwa an ihrer Stilvielfalt, den sich wandelnden Kunstströmungen der damaligen Zeit, der damals gängigen Unterdrückung der Frau oder weil Hitz keinen Nachlass hinterließ? So hatte die Künstlerin keine Nachfahren, die sich um den Erhalt ihres Rufes hätten kümmern können. Die Kuratorinnen Viktoria Krieger, Rahel Schrohe, Claudia Blümle und Sabine Meister haben die Biografie von Dora Hitz aufgearbeitet und zeigen Werke der Berliner Phase, geordnet nach den zentralen Themen ihres Œuvres: Frauen in floralen Räumen, Mutter-Kind-Bilder, Auftragsportraits und italienische Szenen.
Dora Hitz bewegte sich stilistisch zwischen Symbolismus, Impressionismus, Arts and Crafts und später auch expressionistischen Tendenzen. So erinnert ihr Gemälde „Soir“ mit einer innigen Mutter-Kind-Szene im weißen Lilienfeld von 1893 an den Symbolismus, während das Portrait von Margarete Hauptmann, der Frau des Schriftstellers Gerhart Hauptmann, aus dem Jahr 1906 wie eine Art ausdrucksstarker Postimpressionismus wirkt. Gerade in der Verselbstständigung der Farbe, die auf der rechten Bildseite aus dem Möbel eher ein Farbcluster macht, gibt sich Hitz auf der Höhe der Zeit. Inmitten dieses lockeren Pinselstrichs und der sich bewegenden Farb- und Ornamentströme formt das Gesicht Margarete Hauptmanns den formalen und inhaltlichen Fokus. In der 1909 geschaffenen „Weinernte“ mit impressionsimushaften Lichteffekten und einer üppigen Farbpalette treten schon expressionistische Tendenzen deutlich hervor.
Dora Hitz, die unter anderem Hofmalerin am rumänischen Hof gewesen war, zog 1880 für sieben Jahre nach Paris und war Mitglied in der impressionistischen „Associé du Champs de Mars“ oder Ehrenmitglied in der belgischen „Société royale belge des aquarellistes“. Ab 1892 lebte Hitz in Berlin und gründete dort zwei Jahre später eine „Damenmalschule“ für angehende Künstlerinnen. Freundschaften verbanden die Malerin unter anderem mit Käthe Kollwitz und Max Beckmann. Nach ihrem Tod am 20. November 1924 war es der Berliner Galerist Fritz Gurlitt, der ihr 1925 eine Gedächtnisausstellung widmete. Zu ihren Lebzeiten erwarb etwa die Berliner Nationalgalerie Werke der Künstlerin. Mehrere ihrer Arbeiten gelten als verschollen.
Die Ausstellung „Dora Hitz. Mit dem Alten um das Neue kämpfen“ läuft bis zum 20. Januar 2025. Die Liebermann-Villa hat täglich außer dienstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt an Heiligabend und Silvester geschlossen. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro, für Kinder und Jugendliche unter 18 ist er frei. Der begleitende Katalog kostet im Museum 28 Euro.
Liebermann-Villa
Colomierstraße 3
D-14109 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 80 58 59 00 |