Wieder ein Carus-Gemälde bei Schmidt in Dresden | | Carl Gustav Carus, Stadt im Mondschein, wohl frühe 1840er Jahre | |
Schon in der März-Auktion konnte das Dresdner Auktionshaus Schmidt mit Carl Gustav Carus’ wiederentdeckter Vedute „Abenddämmerung. Zu Goethes Faust“ zum Rekordwert von 280.000 Euro punkten. Nun ist in der kommenden Versteigerung ein weiteres kapitales Gemälde des Dresdner Romantikers zu haben. Und auch diesmal steht eine neuentdeckte nächtliche Stadtansicht im Mittelpunkt, allerdings ohne Menschen und ganz auf die Dachlandschaft einer mittelalterlichen Metropole konzentriert. Wohl in den frühen 1840er Jahren entwickelte Carus diese tiefe Staffelung einer nicht genauer spezifizierten städtischen Architektur mit nahsichtigen großen Dachflächen, einem Kirchturm und weiteren, hoch in den Nachthimmel aufragenden Gebäuden. Ungewöhnlich ist hier das Kolorit. Herrschen in Carus’ Gemälden oft rotbraune Farbflächen vor, so beschränkte er dieses Rotbraun hier allein auf den nahsichtigen Dachbereich und entwickelte in der mondscheingetränkten Architektur eine neue Farbigkeit in kühlen Grautönen. Schließlich überrascht der tiefblaue Kontrast des wolkenverhangenen Nachthimmels mit seinem silbrigen Mondlicht.
Inspiration für dieses Werk bot Carl Gustav Carus 1835 ein Besuch in Paris, deren „Meer von Dächern, Schornsteinen, Kuppeln und Türmen“ ihn begeisterte. Am 10. September besuchte er den Maler Jean-Jacques Champin, aus dessen Atelier im sechsten Stock sich ein überwältigender Blick auf die nächtliche Stadt eröffnete. In Carus’ Erinnerungen zu dieser Mondnacht lassen sich Elemente der Bildidee des vorliegenden Gemäldes wiederfinden: „Dabei ergab sich nun überdieß eine ganz eigenthümliche Aussicht aus den Fenstern des Malers. Die gegenüber gelegenen Häuser nämlich waren niedriger und so sah man über Dächer, Dachfenster und eine Menge von bald steinernen bald eisernen wunderlichen Essen die Säule vom Place Vendôme aufragen, und in der Ferne die Kuppel von der Kirche des Invalides. … Ich konnte mich lange von dem Fenster nicht trennen ; ich dachte wie wundersam geisterhaft das aussehen müßte, wenn in einer Mondnacht die Wolken so unter dem abnehmenden Monde und über der Säule dahin zögen, während unten nebelhafter Rauch um die Dächer und Essen sich spänne, und die Kuppel der Invaliden in der Ferne wie das Grabesgewölbe des Helden aufstiege!“ Aber auch Eindrücke aus Bacharach am Rhein und Florenz scheint Carus in diesem Gemälde verarbeitet zu haben. Nicht allzu ambitionierte 70.000 bis 100.000 Euro erwarten Schmidt und der Einlieferer für diese romantische Nachtstimmung.
Die 80. Auktion „Bildende Kunst des 16. – 21. Jahrhunderts“ beginnt am 2. November um 10 Uhr. Die Vorbesichtigung läuft noch bis zum 1. November täglich von 10 bis 20 Uhr.
Schmidt Kunstauktionen Dresden
Bautzner Straße 99
D-01099 Dresden
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