Kurt-Schwitters-Preis für Nevin Aladag | | Nevin Aladag erhält den Kurt-Schwitters-Preis 2026 | |
Der Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung geht 2026 an Nevin Aladag. Die deutsch-türkische Künstlerin, die durch ihre Teilnahmen an der Documenta oder der Biennale in Venedig international bekannt wurde, darf sich nun über ein Preisgeld von 30.000 Euro und eine umfassende Einzelausstellung im Sprengel Museum Hannover freuen. „Nevin Aladag konzentriert sich in ihrem Werk auf Interaktions- und Transformationsprozesse unserer aktuellen, von Diversität geprägten Gesellschaft. Soziale und kulturelle Identität zeigen sich in ihrem Œuvre als ein offener, prinzipiell unabgeschlossener Prozess mit zahlreichen heterogenen Erscheinungsformen“, betont Bettina Ruhrberg, Direktorin des Mönchehaus Museums in Goslar, als Vertreterin der Jury. „Der interdisziplinäre Ansatz des Gesamtwerks von Nevin Aladag, die Umnutzung von Alltagsgegenständen in der Collage, die vielfache Verwendung von Sound, Musik und Rhythmus, der erkennbare Bezug zum Formenkanon der Klassischen Moderne, jedoch insbesondere der unübersehbare Humor sowie die spielerische Komponente im Werk von Nevin Aladag verbinden ihre Arbeiten mit dem Œuvre von Kurt Schwitters“, so Ruhrberg weiter.
Nevin Aladag, geboren 1972 in Van in der Türkei, wuchs in Stuttgart auf und hat von 1994 bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Heute lebt sie in Berlin und lehrt seit 2019 als Professorin für Skulptur in Bewegung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ihr Schaffen war bisher international in vielen Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem in der Berlinischen Galerie, der Kunsthalle Basel, dem Lentos Kunstmuseum in Linz, der Kestner Gesellschaft in Hannover, dem San Francisco Museum of Modern Art, der Hayward Gallery in London, bei Barakat Contemporary in Seoul oder im Max Ernst Museum in Brühl. Schwitters habe für sie eine wichtige Rolle gespielt, beschreibt Aladag ihr Verhältnis zu dem 1887 in Hannover geborenen Dadaisten und Konstruktivisten. „In meinen Arbeiten interessiere ich mich für Klang- und Musterbildung sowie die Funktion von Rhythmus und Ornament als entscheidende, verbindende Elemente in allen sozialen Beziehungen. Schwitters’ Feingefühl, Ernstes mit viel Humor zu paaren und dadurch eine ganz eigene Erzählweise zu erlangen, haben mich schon immer sehr beeindruckt und auch beeinflusst.“
Nevin Aladag arbeitet in verschiedenen Medien. Dazu gehören Skulpturen, Installationen, Collagen, Reliefs, Textilien, Videos, Soundarbeiten und Performances. Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Praxis sind häufig Gegenstände des täglichen Gebrauchs ebenso wie alltägliche Situationen und Handlungen. Aladags Interesse gilt dabei den kulturellen und politischen Bedeutungen, die sich mit ihrer Herkunft und Geschichte verbinden. Indem sie Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang löst, ändert sie ihre Lesart und macht somit ideologische und politische Konnotationen sichtbar. Musik, Tanz und Spiel als Ausdruck kultureller Identität sind ein weiteres zentrales Betätigungsfeld von Nevin Aladag. Dabei kombiniert sie wie in ihrem „Musikzimmer“ 2017 auf der Documenta in Athen Musikinstrumente aus aller Welt in verschiedenen skulpturalen Arbeiten, Performances und Wandreliefs. |