Hoor Al-Qasimi führt Power 100-Liste an | | Sheikha Hoor Al-Qasimi gilt als einflussreichste Person der Kunstwelt | |
Hoor Al-Qasimi ist die mächtigste Frau der Kunstwelt. So sieht es jedenfalls die britische Kunstzeitschrift Art Review, die heute ihr jährliches Ranking „Power 100“ veröffentlicht hat. Die 1980 geborene Sheikha, die schon seit 2003 die Sharjah Biennale in dem kleinen Emirat Schardscha leitet und 2009 die Sharjah Art Foundation gründete, hat damit zwei Institutionen etabliert, die laut Jury heute als Ressource für Künstler*innen am Golf und als Vermittler für regionale und internationale Entwicklungen in der zeitgenössischen Kunst dienen. Al-Qasimi war zudem maßgeblich am Aufbau der jährlichen Konferenz „March Meeting“ beteiligt, die von ihrer Stiftung betreut wird. Diese Initiativen hätten sich zu Eckpfeilern im Kalender der Kunstwelt entwickelt.
Indem Al-Qasimi ihren Einfluss als Tochter des Scheichs von Schardscha nutzt, sei es ihrer Stiftung gelungen, den Fokus weg von westlich geprägten Narrativen hin zu Kunstschaffenden und kulturellen Organisationen der globalen, nicht-weißen Mehrheit zu lenken. „In den letzten Jahren haben ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihr Netzwerk sie auch außerhalb des Emirats aktiv werden lassen. Nachdem Al-Qasimi im Jahr 2020 die zweite Ausgabe der Lahore Biennale kuratiert hat, wurde sie vor kurzem zur künstlerischen Leiterin der Aichi Triennale 2025 in Japan ernannt – als erste Nicht-Japanerin in dieser Position. 2026 wird Al-Qasimi zudem die Sydney Biennale künstlerisch verantworten“, heißt es in der Begründung weiter.
Die zunehmende Bedeutung der Golfstaaten in der Kunstszene erkennen die Verantwortlichen der „Power 100“-Liste insgesamt an. Zu Al-Qasimi gesellt sich Sheikha Al-Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al-Thani, Vorsitzende der Museen von Katar und Schwester des regierenden Emirs von Katar, auf Platz 21, während der saudi-arabische Kulturminister Prinz Badr bin Abdullah Al Saud in diesem Jahr auf Platz 41 auftaucht. Die palästinensische Kuratorin Reem Fadda, die derzeit als Leiterin des Kulturprogramms von Abu Dhabi arbeitet, steht auf Platz 56.
Den zweiten Platz im Ranking hinter Al-Qasimi belegt Rirkrit Tiravanija, der mit seinen partizipatorischen Mahlzeiten und Spielesessions die Kunst über das Objekthafte hinaus verlagert. Diese Methode hat der thailändische Aktions- und Performancekünstler inzwischen auf mehrere kuratorische Projekte ausgeweitet. Insgesamt dominieren Künstler*innen die Top Ten der Listung. Auf Platz 4 haben die Juroren Steve McQueen gesetzt, der sich weiterhin zwischen den Welten des Kinos und der Kunst bewege, auf Platz 7 Nan Goldin, die nach wie vor eine Meisterin der Balance zwischen Kunst und Aktivismus sei. Kerry James Marshall belegt den achten Rang und habe mit seinen Ansätzen zur schwarzen Figuration buchstäblich das Gesicht der Kunstwelt verändert, während John Akomfrah auf Platz 10 die Klimakrise durch eine dekoloniale Brille betrachte. |