Wolfenbüttel gelingt spektakuläre Neuerwerbung | | Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat das „Medinger Osterorationale“ erworben | |
Die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel darf sich über einen vorweihnachtlichen Neuzugang freuen. Die international renommierte Bibliothek erwirbt eine wertvolle Handschrift aus dem Medinger Frauenkloster. Das sogenannte „Medinger Osterorationale“ entstand um 1470 im Zisterzienserinnenkloster Medingen und ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Bedeutung von Frauenklöstern. Ermöglicht wurde der 130.000 Euro teure Ankauf durch die Kulturstiftung der Länder sowie die Klosterkammer Hannover. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung, zeigt sich hocherfreut über die Neuerwerbung: „Dass das Medinger Osterorationale künftig in der Herzog August Bibliothek aufbewahrt wird, die zu den weltweit führenden Forschungszentren für die Kulturgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit gehört, freut mich besonders, auch weil dieses historisch wertvolle Kulturgut nun im Land Niedersachsen, eingebettet in seinen regionalgeschichtlichen Kontext, der Forschung zur Verfügung stehen wird und der Öffentlichkeit vermittelt werden kann.
Die kleinformatige illuminierte Handschrift mit 335 Blättern enthält Gebete in lateinischer und niederdeutscher Sprache. Die Sammlung beginnt mit dem „Exultet“, dem Lobgesang auf das Osterlicht, dargestellt durch die Osterkerze als Symbol für den auferstandenen Christus. Die kunstvollen und aufwendig gestalteten, teilweise mit Gold verzierten Bebilderungen verbinden biblische Motive mit der Frömmigkeit der Ordensfrauen. Im 16. Jahrhundert wurde die Schrift in Lüneburg mit einer aufwändigen Neubindung versehen. Die umfangreiche Buchproduktion durch Medinger Nonnen in der Zeit vor der Reformation ist gut dokumentiert. Bekannt sind heute knapp 20 weitere Handschriften. Das „Osterorationale“ zeichnet sich besonders durch seine Gestaltung aus, die einzigartige ikonografische Merkmale aufweist. So verewigten sich die Nonnen in den Bildern etwa auch selbst. Spätere Überarbeitungen dokumentieren den Gebrauch der Schrift auch nach der Reformation. Die Handschrift befand sich seit etwa 1668 in Lüneburger Privatbesitz, ab 2021 gelangte sie in den Handel und wurde zuletzt von einem Schweizer Antiquar zum Kauf angeboten. |