Oliviero Toscani gestorben  |  | Der italienische Fotograf und Kreativdirektor Oliviero Toscani ist gestorben | |
Oliviero Toscani ist tot. Der italienische Fotograf starb heute im Alter von 82 Jahren an den Folgen einer unheilbaren Krankheit. Durch seine Gestaltung der Webekampagnen für den Bekleidungshersteller Benetton ab 1983, die vielfach kontrovers diskutiert wurden, erlangte er internationale Aufmerksamkeit. Die ersten Plakate für Benetton zeigten Kinder aller Hautfarben in Pullovern der Marke und erschienen unter dem Titel „All the colours of the world“. Außerdem fotografierte Toscani überladene Flüchtlingsschiffe vor der Küste Albaniens und die Leiche eines erschossenen Mafioso und seine trauernde Familie. Von Kritikern wurde ihm zu Lebzeiten vorgeworfen, er würde soziale und politische Probleme nutzen, um Produkte zu verkaufen.
Der 1942 in Mailand geborene Toscani studierte Anfang der 1960er Jahre Fotografie und Grafik an der Kunstgewerbeschule Zürich und arbeitete danach für Modezeitschriften wie Elle und Vogue. Immer wieder nutzte er Aufsehen erregende und provokante Themen wie AIDS und Rassismus als Grundlage für seine Bilderfolgen. Proteste gegen eine Kampagne, die zum Tode verurteilte Häftlinge in den USA zeigte, führten dazu, dass Toscani das Unternehmen Benetton im Jahr 2000 verließ. 2017 arbeitete er auf Anfrage Luciano Benettons erneut mit der Firma zusammen, bevor sich ihre Wege 2020 endgültig trennten.
Auch nach dem Ausstieg aus dem Modehaus befassten sich seine Fotos weiterhin mit gesellschaftlichen Problemen und folgten einem aufklärerischen Impetus. So fotografierte er 2005 Menschen mit Osteoporose für die Ausstellung „Osteoporosis – A Photographic Vision by Oliviero Toscani“ und 2007 im Rahmen der Mailänder Modewoche das an Anorexie erkrankte Modell Isabelle Caro, um Aufmerksamkeit auf die Folgen des Schönheitswahns zu lenken. In seinem Langzeitprojekt „Razza Umana“ dokumentierte er seit 2007 die Diversität der Menschen. Auch seine eigene Erkrankung an Amyloidose hielt er fotografisch fest und machte diese im Corriere della Sera öffentlich. Zur unerwarteten Reminiszenz wurde die Schau „Oliviero Toscani: Fotografie und Provokation“, in der das Museum für Gestaltung in Zürich bis zum 5. Januar das Gesamtwerk des Künstlers präsentierte. |