Campendonks „Wirtshaus“ bleibt in Krefeld  |  | Heinrich Campendonk, Wirtshaus, 1917 | |
Das Gemälde „Wirtshaus“ des Malers Heinrich Campendonk bleibt den Kunstmuseen Krefeld erhalten, nachdem mit der Erbin der Sammlung des jüdischen Schuhfabrikanten Alfred Hess eine gütliche Einigung gefunden werden konnte. Eine mehrjährige Provenienzrecherche ergab, dass das 1917 entstandene Werk mit höchster Wahrscheinlichkeit 1937 von Hess’ Witwe an den Kölnischen Kunstverein geschickt und nach Kriegsende dort aus dem Depot entwendet worden war. Das Gemälde wurde 1948 vom Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld aus dem Kunsthandel erworben und befand sich seitdem im Bestand des Hauses.
Der 1889 in Krefeld geborene Heinrich Campendonk löste sich mit der farbintensiven und traumhaften Mahlszene vom Stil der Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“, deren Mitglied er seit 1912 war. Das von Melancholie und Vereinzelung der Individuen gekennzeichnete „Wirtshaus“ entstand als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und den Verlust seiner gefallenen Künstlerfreunde August Macke und Franz Marc. Campendonk lebte und arbeitete in Krefeld und im Rheinland, bis er 1934 aufgrund der nationalsozialistischen Diffamierung als „entarteter Künstler“ Deutschland verlassen musste.
Der Rheinische Expressionismus bildet einen Sammlungsschwerpunkt der Kunstmuseen Krefeld. Dort wird bereits seit den 1920er Jahren expressionistische Kunst gesammelt. Fördergelder der Kulturstiftung der Länder, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützten den Ankauf; der Preis lag im mittleren sechsstelligen Eurobereich. „Das ‚Wirtshaus‘ zeigt beispielhaft Campendonks Talent, alltäglichen Szenen mit lebendigen Farben und expressiven Formen auf der Leinwand eine tiefe Bedeutsamkeit zu verleihen. Deshalb hat der Bund den Ankauf gern unterstützt“, so Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Denn mit seiner Provenienz füge es insbesondere der Erinnerung an die Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein bedeutendes Zeugnis hinzu. |