Sotheby’s sagt Wien Adieu  |  | im Palais Wilczek hat Sotheby’s seit 2001 in Wien residiert | |
Nach Berichten der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ gibt das Auktionshaus Sotheby’s seine Niederlassung in Wien auf. Nach 43 Jahren werden dort die Türen Ende Januar geschlossen. Kunden stehe man aber noch bis Ende Februar nach Terminvereinbarung zur Verfügung. Damit setzt der Auktionsgigant seinen strengen Sparplan um, der schon im vergangenen Jahr zu Stellenstreichungen in London, New York und anderen Standorten geführt hat. Andrea Jungmann, die seit 2001 Leiterin der Wiener Niederlassung ist, bestätigte die Meldung der Schließung der österreichischen Dependance.
In dem Standard-Artikel vom letzten Samstag erklärt Olga Kronsteiner die Finanznot des Auktionshauses, das seit 1981 in Wien ansässig ist, aus einem geschwächten Kunstmarkt und umstrittenen Geschäftsentscheidungen. Die Kunstszene habe lange die finanziellen Schwierigkeiten des 1744 gegründeten Traditionshauses unterschätzt, dessen Schulden aktuell in Milliardenhöhe liegen. 2024 begannen rigorose Kosteneinsparungen, denen nun auch das Wiener Büro im Palais Wilczek zum Opfer fällt. Die Entscheidung sei rein strategisch, Österreich bleibe „geschäftstechnisch weiter im Fokus“ und soll ebenso wie Ungarn und Polen aus München betreut werden, berichtet Kronsteiner in ihrem Artikel.
Der Schuldenberg des Auktionshauses belief sich laut einem Berichten des Wall Street Journals im Herbst auf 1,8 Milliarden US-Dollar und habe sich damit verdoppelt, nachdem der französisch-israelische Milliardär Patrick Drahi das Unternehmen 2019 kaufte. In derselben Zeit seien Dividenden in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar an eine von Drahi kontrollierte Muttergesellschaft ausgeschüttet worden. Im Frühjahr 2023 begann eine Entlassungswelle bei Sotheby’s, die rund 50 Personen in London und 100 Mitarbeiter in New York betraf. In Wien wurden neben der Geschäftsführerin Andrea Jungmann und dem Direktor Gallus Pesendorfer noch eine weitere Angestellte gekündigt. |