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Landschaft an der Nidda, 1898 / Hans Thoma

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Mit einigen Anlaufschwierigkeiten wurde Lempertz in Köln das Impressionismus-Highlight seines Evening Sale doch noch los. Auch sonst wirbelten die Bieter bei der modernen und zeitgenössischen Kunst einige Vorstellungen des Kölner Auktionshauses durcheinander

Eine heilige Schauspielerin



Claude Monet,  Mer agitée à Pourville, 1882

Claude Monet, Mer agitée à Pourville, 1882

Etwas zäh gestaltete sich der Verkauf von Claude Monets winterlicher Meeresstimmung im Kölner Auktionshaus Lempertz. Dabei hatte die „Mer agitée à Pourville“ aus dem Jahr 1882 alles, was ein impressionistischer Leckerbissen benötigte. Nach einem Aufenthalt bei seinem Bruder in dem kleinen Badeort Les Petites-Dalles am Ärmelkanal im Jahr 1880 beschäftigte sich Monet während der folgenden Jahre immer wieder mit den schroffen Steilküsten in der Normandie. 1882 quartierte sich der Impressionist in einem Hotel bei dem kleinen Fischerdorf Pourville bei Dieppe ein und erkundete hier die Dynamik des Meeres und des Wetters erstmals auch im Winter. Davon zeugt die „Mer agitée à Pourville“ mit der Kraft der See, dem bewegten Anschwellen der Wellen, ihren langen Seufzer beim Zurückfließen und dem von dichten grauvioletten Wolken verhangenen Himmel. Auf eine Schätzung von 3 bis 4 Millionen Euro hatten sich Lempertz und der amerikanische Einlieferer geeinigt. Der Zuschlag wurde einem international tätigen Kunsthändler am Telefon bei 2,9 Millionen Euro erteilt, allerdings unter Vorbehalt, wie der Versteigerer auf seiner Ergebnisliste auswies. Es folgten Nachverhandlungen, die den Preis nochmals um 100.000 Euro auf 2,8 Millionen Euro drückten, womit der Verkauf endgültig besiegelt wurde.


Deutlich leichter tat sich im „Evening Sale“ am 29. November die „Abstrakte Figur – Freiplastik G“ von 1921/23, die als ein Hauptwerk aus Oskar Schlemmers Bauhaus-Zeit gilt. Nach Jahren als Leihgabe in der Stuttgarter Staatsgalerie wechselte die weiße, aus geometrischen Einzelteilen konstruierte Gipsplastik erst bei 620.000 Euro den Besitzer (Taxe 300.000 bis 500.000 EUR). Der Auftakt der Auktion, die sich nach Losen bei guten, aber nicht herausragenden 57,7 Prozent verabschiedete und knapp 9 Millionen Euro brutto einspielte, konnte sich sehen lassen: die beiden hochformatigen expressiven Jeanne d’Arc-Darstellungen „Vor der Schlacht“ und „Erscheinung“, die der Prager Jugendstilkünstlers Alphonse Mucha 1908/09 mit Pastell als Plakatentwürfe mit dem Porträt der amerikanischen Schauspielerin Maude Adams ausformuliert hatte, kletterten von 35.000 Euro auf 85.000 Euro. Gewinnbringend folgten hinterher Lynn Chadwicks kantige Bronzefigur „Maquette for Stranger III“ von 1959, die sich ein britischen Bieter erst bei 60.000 Euro sichern konnte (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR), und Louise Bourgeois’ neunteiliger Radierzyklus „Ode à ma mère“, in der sie ihr bevorzugtes Spinnenmotiv 1995 variantenreich umsetzte, bei 43.000 Euro (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Dann aber gab es etliche Zuschläge am unteren Schätzrand und auch Rückgänge, so Emil Noldes nicht ganz so marktgängige „Kirchenfiguren II“ von 1913 (Taxe 300.000 bis 350.000 EUR). Dafür überzeugte seine charakteristische abendliche Marschlandschaft um 1930 in gesättigten Aquarellfarben bei 150.000 Euro, was für eine Nachfrage nach sicheren, gut handelbaren Kunstwerken steht (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Bei Max Liebermann wurde es nichts mit dem Nachmittagsspaziergang „Aus dem Grunewald“ (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR). Sein ebenso flott hingepinseltes „Gartenlokal an der Havel“ von 1916 kam nur auf 127.000 Euro (Taxe 140.000 bis 160.000 EUR), sein „Liegender Spaniel“ mit portraithaften Zügen von 1913 gar nur auf 110.000 Euro (Taxe 150.000 bis 180.000 EUR). Während an Alexej von Jawlenskys wässrigem stilisiertem „Weiblichem Kopf mit offenen Augen“ lediglich 36.000 Euro hängenblieben (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR), platzierte sich seine kleine, dunkel schimmernde „Meditation Mai 1935 N. 10“ zufriedenstellend über dem Schätzrahmen bei 42.000 Euro.

Deutliches Interesse in der Moderne-Abteilung weckten dann Paula Modersohn-Beckers liebevoll gemalter „Sitzender Junge mit Strohhut unter Birken“ samt rot gekleidetem Mädchen zwischen Bäumen bei 260.000 Euro (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR), Gabriele Münters zurückhaltendes Stillleben „Blumen auf Blau“ von 1944 bei 100.000 Euro (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR) oder Ewald Matarés elegant stilisierte und abstrahierte Bronze „Grasende Kuh II“ von 1930 bei 110.000 Euro (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR). Trotz des hundertjährigen Jubiläums der Neuen Sachlichkeit konnten ihre Vertreter in der Auktion nicht soviel ausrichten. Rudolf Schlichter musste sich bei dem surreal durchdrungenen Bildnis seiner Frau „Speddy Schlichter“ mit ihrer Katze Bouille-Bouille von 1952 mit 65.000 Euro zufriedengeben (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR). Der früh verstorbene Hannoveraner Maler Friedrich Busack, der 1927 seine zweijährige Nichte als „Mädchen mit Puppe und Windrad“ neben Sonnenblumen abkonterfeite, hatte bei 40.000 bis 60.000 Euro überhaupt kein Glück.

Eher ein Außenseiter im deutschen Kunsthandel ist der Südamerikaner Joaquín Torres García. Sein auf die Grundfarben Gelb, Rot und Blau reduziertes Gemälde „Construcción con sol y luna“ von 1948 mit altamerikanisch inspirierten Motiven und zentraler Menschengestalt blieb bei 100.000 Euro aber nicht unentdeckt (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR). Ruhe und Melancholie sprechen aus dem „Bildnis Nanda“, das der jüdischen Maler Rudolf Levy 1941 in einer von Verfolgung, Flucht und Existenznöten geprägten Zeit in Florenz schuf. Die nachdenkliche junge Frau, wohl ebenfalls eine Geflüchtete, übertraf die Schätzungen bravourös bei 52.000 Euro. Kopflos, ohne Arme und nackt schritt der 1938 erdachte weibliche „Torso Betula“, die einzige fragmentierte Figur im Œuvre von Gerhard Marcks, bei taxkonformen 34.000 Euro aus dem Auktionssaal.

In die Nachkriegsepoche leitete das deutsche Informel über, wobei Ernst Wilhelm Nays bunte und verspielte „Figurale in Hellblau“ von 1950 genau die Erwartung von 250.000 Euro erreichte, Emil Schumachers erdverbundene und schwer lastende Ölmalerei „Roma VIII“ von 1963 aber schon bei 75.000 Euro abwanderte (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Willem de Koonings frühe Papierarbeit mit zwei verzerrten weiblichen Aktgestalten wurde bei 300.000 bis 400.000 Euro ebenso verschmäht, wie Georg Baselitz’ unkenntliches Portrait „Piet M.“ des Malerkollegen Piet Mondrian von 2018 bei 450.000 bis 600.000 Euro. Mehr Engagement legten die Bieter bei Gerhard Richters früher fotorealistisch verschwommener grauer Abstraktion „Vorhang“ von 1965 mit 320.000 Euro an den Tag (Taxe 200.000 bis 300.000 EUR). Auch Sam Francis’ blau gesättigte Gouache mit der seenartigen Formfindung „Blue Drawn“ von 1960 ließ sich nicht lumpen; zahlreiche internationale Sammler an den Telefonen sorgten für einen Zuschlag bei 80.000 Euro zum Doppelten der Schätzung.

Bei den Skulpturen gab es wieder einige hohe Ausfälle. So wollte niemand Norbert Krickes flache, aus Edelstahlrohren verschweißte „Große Flächenbahn“ von 1964 für 350.000 bis 370.000 Euro haben. Auch bei den fünf Arbeiten Nam June Paiks hielten sich die Bieter trotz hervorragender Provenienz aus der Sammlung des Kunsthistorikers Wulf Herzogenrath auffallend zurück. Seine raumfüllende Videoinstallation „Baum der Versuchung“ musste bei 200.000 bis 300.000 Euro genauso ins Depot zurück, wie die „Erinnerung an das 20. Jahrhundert“, die zweite Fassung aus 55 Reproduktionen von internationalen Zeitschriftenseiten und Titelblättern zu der Leinwandikone Marilyn Monroe (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Paiks zweiteilige Videoskulptur „Selbstbildnis/Kopf mit einer Hand“ von 1982, in der er seine älteste Medienarbeit aus dem Jahr 1961 wieder aufgegriffen hat, spielte zumindest die anvisierten 44.000 Euro ein. Auf der Habenseite standen dann Christos frühe Verhüllung „Table empaquetée“ von 1961, der nach einer alten Rechenmaschine unter Leinenstoff und Plastikfolie auf einem Beistelltisch aussieht, zur Höchstschätzung von 150.000 Euro und die über 200 Mal aufgelegte „Victoire de Samothrace“ von Yves Klein. Der kopf- und armlose Torso der antiken Siegesgöttin im typischen Klein-Blau von 1962/73 gab sich erst mit 105.000 Euro zufrieden (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR).

Malerisch ging es in der Auktion mit Rainer Fettings wandfüllendem, sechs Meter breitem Museumsformat „Großer Wald“ von 1988 samt untergehender roter Sonne mit 95.000 Euro (Taxe 60.000 bis 80.000 EUR) oder mit A.R. Pencks um 1970 schnell hingemaltem Strichmännchen aus der „Standart“-Werkreihe bei 80.000 Euro erfolgreich weiter (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). In die Sechsstelligkeit drang dann noch einmal Konrad Klapheck mit dem Gemälde eines Schlüsselbrett unter dem Titel „671“ von 2011 bei 200.000 Euro vor, das genauso kryptisch ist wie das rote Band, das sich mit Schwung durch die Schlüsselöffnungen windet (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR). Als eine der jüngsten Künstlerinnen der Auktion machte Cosima von Bonin mit einer textilen Arbeit aus dem Jahr 2007 auf sich aufmerksam. Für „Amateur Nacht“ applizierte sie mehrere typische Baumwollhandtücher auf einer Leinwand flächig nebeneinander und nähte darauf mehrere vierfingrige Hände in verschiedenen Gesten, die für Bonins Themenwelt wie Aggression, Isolation oder Passivität stehen. 48.000 Euro waren ihr Lohn (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



16.01.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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29.11.2024, Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale

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Paula Modersohn-Becker,  Sitzender Junge mit Strohhut unter Birken, 1904

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Taxe: 200.000 - 250.000 EURO

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Oskar Schlemmer,  Abstrakte Figur – Freiplastik G, 1921/23

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Taxe: 300.000 - 500.000 EURO

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Alfons Maria Mucha, Alphonse Mucha, Jeanne d’Arc. Vor der Schlacht – Jeanne d’Arc. Erscheinung, 1908/09

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Taxe: 35.000 - 40.000 EURO

Zuschlag: 85.000,- EURO

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Max Liebermann,  Liegender Spaniel, 1913

Max Liebermann, Liegender Spaniel, 1913

Taxe: 150.000 - 180.000 EURO

Zuschlag: 110.000,- EURO

Losnummer: 27

Joaquín Torres García,  Construcción con sol y luna, 1948

Joaquín Torres García, Construcción con sol y luna, 1948

Taxe: 70.000 - 90.000 EURO

Zuschlag: 100.000,- EURO

Losnummer: 73




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