Volker Lehnerts konstruierte Natursegmente  |  | Volker Lehnert, Lichte Alb, 2024 | |
Das Kunstmuseum der Stadt Albstadt widmet sich in der Schau „Land schaffen“ der Kunst von Volker Lehnert und präsentiert rund 75 Leinwandbilder, Zeichnungen und Lithografien aus den letzten beiden Jahren, die aus Arbeitsaufenthalten des Künstlers in der kanarischen Wüste, Südfrankreich, auf der Schwäbischen Alb und im Tal der jungen Donau entstanden sind. In der aktuellen Personale geht es um die Natur als Konstrukt: Sie ist in seinen Werken weniger eine authentische Nachbildung, als artifizielle Wiedererschaffung. In seinen Landschaften integriert der 1956 in Saarbrücken geborene Lehnert Motive und Bildfragmente frei auf Papier und Leinwand. Diese überlagert er mit popkulturellen Fragmenten und abstrakten grafischen Strukturen zu Naturstücken. Er reduziert Formen, nutzt teils leuchtende Farben oder übersetzt das Gesehene in eine Schwarz-Weiß-Dualität, wie es etwa in dem zeichnerischen Gemälde „Gespaltener Fels II“ von 2024 der Fall ist. Im Kontrast zu diesem eher grafischen Werk steht die mit Eitempera gemalte „Lichte Alb“. Hier verschleiert die in Segmenten aus grünen Steinen und fragmentierten roséfarbenen Baumstämmen entwickelte Anordnung, dass etwa eine Baumkrone verkehrt herum gesetzt ist und sie mit einem Gebüsch verwechselt werden kann. Was zunächst als eine Landschaft wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als segmentiertes Naturbild aus Stein, Baum und Farbe, die als Illusion einer Landschaft agieren.
Diese kompositorische Freiheit bezieht sich auf die Verarbeitung von Einflüssen des Graffiti, Comic, der Kinderzeichnung sowie historischer und urbaner Architekturen. Die 2024 datierte Leinwand „Ein Abgang mit Bedacht“, die an einen steinigen Flusslauf mit Bäumen erinnert, illustriert im mittig schwebenden ovalen Gesicht aus Punkten und Strichen diese Inspiration aus der kindlichen Welt. Volker Lehnert studierte Bildende Kunst, Kunstgeschichte und Germanistik in Mainz und lehrte zwischen 1996 und 2000 an der Hochschule Niederrhein in Krefeld und danach bis 2022 an der Stuttgarter Kunstakademie. Seine Arbeiten waren unter anderem im Saarlandmuseum, im Kunstverein Krefeld, im Picasso Museum in Münster und in der Staatsgalerie Stuttgart zu sehen. Lehnert erhielt zudem mehrere Auszeichnungen, darunter der Grafik-Preis der Wilhelm-Dröscher-Stiftung, der Sickingen-Preis für Malerei in Kaiserslautern sowie den Ersten Preis beim Wettbewerb „Linolschnitt heute X: Grafikpreis der Stadt Bietigheim-Bissingen“.
Die Ausstellung „Volker Lehnert – Land schaffen“ ist bis zum 25. Mai zu sehen. Das Kunstmuseum Albstadt hat dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro und ist für unter 18jährige frei. Der Ausstellungskatalog kostet im Museum 22 Euro.
Kunstmuseum der Stadt Albstadt
Kirchengraben 11
D-72458 Albstadt-Ebingen
Telefon: +49 (0)7431 – 160 14 91 |