Glänzende Goldschmiedekunst bei Christie’s in New York  |  | Die Sammlung von Selim und Mary Zilkha wird bei Christie’s versteigert | |
Neben den Gemälden Alter und Neuerer Meister kommen auch Liebhaber ausgesuchter Silberwaren bei der „Classic Week“ von Christie’s auf ihre Kosten. Denn am 6. Februar steht die Auktion „Global Treasury: The Collection of Selim and Mary Zilkha“ in New York auf dem Programm. Selim Zilkha, 1927 in Bagdad geborener Spross einer jüdisch-irakischen Bankiersfamilie und erfolgreicher Unternehmer, der mit „Mothercare“ einer der größten britischen Einzelhandelsketten aufbaute, konnte sich für aufwendig gestaltete Werke der europäischen Goldschmiedekunst und andere Kunstkammerobjekte von der Renaissance bis zum 19. Jahrhundert begeistern, die auf seiner Speisetafel prächtig glänzten. Unter den 173 Positionen der Versteigerung, die auch barocke Möbel, einige Gemälde, chinesisches Exportporzellan und vor allem seine exquisite Sammlung süddeutschen Goldrubinglases aus dem 17. Jahrhundert vorstellt, ragt als Höhepunkt die sogenannte „Nero und Augustus Aldobrandini-Tazza“ heraus. Gefertigt zwischen 1587 und 1599 wohl in den Niederlanden, gehörte sie zu einem Satz von zwölf vergoldeten Fußschalen, die 1638 in der Sammlung des Kardinals Ippolito Aldobrandini verzeichnet sind. 2017 gruppierte das Metropolitan Museum in New York die Kabinettschau „The Silver Caesars: A Renaissance Mystery“ um die zwölf Tazze und präsentierte damit erstmals wieder die komplette Garnitur. Für das mit Szenen auf dem Leben des Kaisers Augustus und einer abnehmbaren Figur des Kaisers Nero verzierte Tafelgerät hat Christie’s 2 bis 3 Millionen US-Dollar vorgesehen.
In Zilkhas Sammlung finden sich einige kuriose Stücke. So schuf der Augsburger Silberschmied Michael Frömmer 1616 einen Satz von 52 Spielkarten aus Silber, die er in den vier italienischen Farben Schwert, Zepter, Kelch und Münze graviert und zudem jeweils um einen König, einen Ritter und einen Knappen erweitert hat. Gespielt wurde mit diesen Karten nicht; sie waren vielmehr Vorzeigeobjekte in den Kunstkammern des Adels. 2010 bei Christie’s für knapp 400.000 US-Dollar brutto von Zilkha erworben, stehen jetzt 500.000 bis 800.000 Dollar auf dem Preisschild. Ebenso so teuer soll ein Deckelpokal werden, den Frömmers Augsburger Kollege Andreas Wickert I 1651/54 als einen Straußenvogel gestaltet hat. Für seinen Pokal nahm sich der Nürnberger Meister Hans Clauß I 1641/43 eine Nautilusmuschel her und legte darum eine vergoldete Silberfassung, auf deren Deckel ein Neptun mit seinem Dreizack einen Löwen abwehrt. Entfernt man den Deckel, kämpft der Löwen gegen einen Drachen (Taxe 700.000 bis 1 Million USD). Auch in Hannover gab es exquisite Silberhandwerker. Hier war Conrad Hölling als Kurfürstlicher Hofgoldschmied tätig. Er ist für zwei Wasserkrüge in Helmform und zwei Vorlageteller verantwortlich, die Herzog Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, der spätere britische König George I., um 1700 bei ihm bestellt hat. Hierfür werden 800.000 bis 1,2 Millionen Dollar fällig. |