Haus am Waldsee zeigt Ull Hohn  |  | Ull Hohn, Untitled, 1993 | |
Das Haus am Waldsee in Berlin präsentiert aktuell unter dem Titel „Revisions“ Werke des Malers Ull Hohn. Die Kuratorin Anna Gritz legt dabei den Fokus auf das Spannungsverhältnis im Schaffen des Künstlers zwischen formaler Hingabe und der Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen. So befasst sich Hohn mit der Infragestellung der Malerei und den Debatten des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Die fünf bunten, unbetitelten Landschaftsmalereien von 1993 orientieren sich an den Anweisungen des Fernsehmalers Bob Ross. Die ihnen gegenübergestellten verschwommenen Landschaften von 1992/93 in gelben und grünen Tönen zeigen den Einfluss, den sein Lehrer Gerhard Richter auf die Arbeit Hohns hatte. Gemeinsam ist diesen beiden Werkgruppen, dass sie sich in dem Spannungsfeld von Virtuosität und Amateurhaftigkeit bewegen und die Malerei für Selbstbefragungen öffnen. Dabei umspannt das Œuvre Hohns nicht nur figürliche Gemälde, sondern auch abstrakte Kompositionen wie die „Penis Muster“, die erst nach längerer Betrachtung deutlich werden.
Besonders die Frage nach der eigenen Identität prägt seine Kunst. In Werken aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren erforscht Ull Hohn die Verbindungen zwischen formalen und politischen Fragen wie Körperlichkeit und Sexualität. Während der Diskurse über Culture Wars und des Aktivismus der Aids-Epidemie entstehen Gemälde, die die Homosexualität Hohns thematisieren. In den letzten Lebensjahren des Malers, der in Folge einer Aids-Infektion 1995 stirbt, schafft er die Serie „Revisions“, die titelgebend für die Berliner Schau ist. In dieser Reihe greift der Künstler Werke aus der eigenen Jugend auf, die sich mit klassischen Motiven wie Interieurs, Alltagsobjekten oder auch Stillleben befassen, und interpretiert sie neu. Der schwarz-weiße Linolschnitt einer Schildkröte wird in der Neufassung zu einem Gemälde. Ein Stillleben mit Karaffe und Apfel dagegen verändert er in seiner retrospektiven Beschäftigung nur leicht. Diese Rückbesinnung auf seine künstlerischen Anfänge war für Hohn ein bewusster Akt, eine Art biografische Erzählung zu schaffen. Durch seinen künstlerischen Rückblick bleibt ein Gefühl der melancholischen Rührung angesichts seiner Realisierung der eigenen Endlichkeit.
Ull Hohn, der 1960 in Trier geboren wurde, studierte zunächst an der Hochschule der Künste in Berlin unter Kuno Gonschior und wurde danach von Gerhard Richter an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtet, bevor er 1987 nach New York zog. Dort stellte er in wichtigen Galerien wie bei American Fine Arts aus. Im Alter von 35 Jahren starb der Maler in Berlin. Seine Arbeiten wurden weiterhin in renommierten Institutionen wie der Kunsthalle Bern, dem Museum Moderner Kunst in Wien oder dem Museum of Contemporary Art in Rom präsentiert.
Die Ausstellung „Ull Hohn. Revisions“ läuft bis zum 11. Mai. Das Haus am Waldsee hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und an jedem zweiten Freitag im Monat bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr ist er kostenlos.
Haus am Waldsee
Argentinische Allee 30
D-14163 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 801 89 35 |