„Konkrete Frauen“ mit „Regelverstößen“ in Ahlen  |  | Amalia Valdés, Fantasy, 2024 | |
Im Rahmen der Ausstellungsreihe „Hellweg Konkret“ ist im Kunstmuseum Ahlen aktuell die Schau „Konkrete Frauen. Neue Räume“ zu sehen. Anhand von 20 zeitgenössischen Künstlerinnen, die der Konkreten Kunst nahestehen, will die Kuratorin Anna Luise von Campe neue Sichtweisen auf diese Stilrichtung öffnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt hatte: Erscheinungsbild und Begriff der Konkreten Kunst sind laut Campe heute mit einem breiten Spektrum an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, an Farben, Formen und Materialien verbunden. Die Künstlerinnen, darunter Elisa Alberti, Anne Blanchet, Belinda Cadbury, Regine Schumann, Amalia Valdés und Claudia Wieser, nutzen die neuen Spielräume für ihre Malereien, Zeichnungen, Skulpturen, Textilkunstwerken und Installation. Sie alle folgen dem Credo der Konkreten Kunst, die weder Gegenständliches darstellt und nicht abstrahieren will, noch eine vordergründige Deutung bereithält. Bestimmend für die Gestaltung sind Elemente wie Reduktion, Geometrie, Raster und das Verhältnis zum Raum, der ursprüngliche Anspruch strenger Ordnung wird jedoch durch gezielte „Regelverstöße“ gebrochen.
Die Künstlerinnen arbeiten mit einer hohen Genauigkeit bei der Formfindung, von den Messungen bei Susan Morris oder Kirstin Arndt über die spürbare Erfassung räumlicher Dimensionen durch Isabelle Borges bis zur handwerklichen Präzision bei Toulu Hassani. In Bezug auf die Regelverstöße zur Konkreten Kunst, bedeutet dies, dass mit der ehemaligen Strenge eher spielerisch umgegangen wird. Vera Molnárs „4 rectangles à la règle d’or“ von 2004 zeigt sich in schlichtem mattem Schwarz, allerdings scheinen die vier Rechtecke des Goldenen Schnitts eher einem Wettrennen zu frönen und den Bildraum rechts verlassen zu wollen.
Offenheit für Assoziationen und emotionale Wirkung finden sich beispielhaft in Ann Edholms Gemälde „Blickstill/Stehen nr. 2“. Die feuerrote Leinwand von 2019 mit diagonal von der oberen Kante eingefügten schwarzen Zacken bietet ein Spektrum möglicher Interpretationen von reißenden Klauen bis hin zu einem rein geometrisch dominierten Farbkontrast. Eine bereits materielle Verbindung zur realen Außenwelt und eine gewisse Nähe zum Design geht unter anderem der handgewobene sandfarbene Teppich von Haleh Redjaian ein. Das titellose Werk von 2014 überzog die Künstlerin mit schwarzen horizontal angeordneten Fäden. Ein strenges schwarz-weißes Streifenmuster wird bei Esther Stockers Skulptur „Planeten und Gedanken“ von 2025 zu einem unregelmäßigen zerknautschten Kugelknäuel.
Die Ausstellung „Konkrete Frauen. Neue Räume“ läuft bis zum 15. Juni. Das Kunstmuseum Ahlen hat mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt am Karfreitag und Ostersonntag geschlossen. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro; für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist er frei. Der begleitende Katalog kostet im Museum 24 Euro.
Kunstmuseum Ahlen
Museumsplatz 1
D-59227 Ahlen
Telefon: +49 (0)2382 – 91 830 |