Helen Frankenthaler in Wiesbaden  |  | in der Ausstellung „Helen Frankenthaler. Move and Make“ | |
Die Wechselausstellungen des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden stehen heuer im Zeichen von Helen Frankenthaler. Ab Sonntag sind dort in einer ersten Präsentation unter dem Titel „Move and Make“ 32 Gemälde dieser wegweisenden Künstlerin des Abstrakten Expressionismus zu sehen. Kuratorin Lea Schäfer hat dafür Arbeiten aus der Zeit von 1950 bis 1989 ausgewählt, wobei sie den Fokus auf die 1970er Jahre legt. Dabei kann sie sich ganz auf die hauseigene Sammlung stützen, die der Wiesbadener Unternehmer Reinhard Ernst seit Mitte der 1980er Jahre aufbaut und die mittlerweile rund 1.000 Positionen abstrakter Kunst nach 1945 umfasst, darunter mit 50 Werken auch die weltweit größte private Kollektion zu Helen Frankenthaler. Ende der 1980er Jahre entdeckte Reinhard Ernst in einer Galerie in Paris das Schaffen der US-amerikanischen Malerin und ist seither von ihrer Farbwahl und ihrem großzügigen Umgang mit dem Bildraum fasziniert.
Helen Frankenthaler, geboren 1928 in New York, gilt als Begründerin der Farbfeldmalerei. In den 1950er Jahren erfand sie die Soak-Stain-Technik, bei der sie verdünnte Farbe in unbehandelte Leinwandbahnen einsickern ließ, was von ihren Zeitgenossen Morris Louis und Kenneth Noland übernommen wurde. Als eine der ersten Künstler und Künstlerinnen jener Zeit rollte sie die Leinwand auf dem Boden aus und verteilte die Farbe mit Schwämmen und Bürsten auf der Oberfläche. Dieser revolutionäre Versuch erregte auch in der von Männern dominierten Kunstszene große Aufmerksamkeit. Laut Schäfer erschuf Frankenthaler einen völlig neuen Farbauftrag und eine unvergleichliche Bildwirkung. Damit habe sie der amerikanischen Nachkriegskunst eine entscheidende Wendung gegeben. In den frühen 1970er Jahren sagte Frankenthaler: „Ich denke lieber, bewege und mache, als stehen zu bleiben.“ Die Schau will daher auch ihr unerschütterliches Selbstbewusstsein, ihren Mut und ihre Innovationskraft herausarbeiten, mit der es Frankenthaler gelang, eine beispiellose Karriere in der überwiegend von Männern bestimmten Kunstszene jener Zeit aufzubauen.
Die Ausstellung „Helen Frankenthaler. Move and Make“ läuft vom 16. März bis zum 28. September. Das Museum Reinhard Ernst hat täglich außer montags von 12 bis 18 Uhr, am Mittwoch zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 12 Euro, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Der Ausstellungskatalog kostet im Museum 29,95 Euro.
Museum Reinhard Ernst
Wilhelmstraße 1
D-65183 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 – 763 88 880 |