Steirische Kulturszene stellt sich gegen Kulturpolitik  |  | In der steirischen Kulturszene brodelt es wegen der neuen Politik der FPÖ-ÖVP-Regierung | |
Aus Besorgnis über die Entwicklungen der kulturellen Landschaft ihrer Heimat haben sich steirische Kunst- und Kulturschaffende in einem offenen Brief an den Landesrat Karlheinz Kornhäusl von der ÖVP gewandt, der für die Kulturagenden des Landes Steiermark zuständig ist. Die „überraschende“ Neubesetzung des Kulturkuratoriums, die durch Politiker der FPÖ und ÖVP in die Wege geleitet wurde, spiegele in keiner Weise die Komplexität des kulturellen Feldes wider, heißt es in dem Brief, der von knapp tausend Personen aus dem Kulturbereich unterzeichnet und gestern veröffentlicht wurde. Das Vorgehen stehe der im Landtag beschlossenen Kulturstrategie 2030 sowie des Steiermärkischen Kultur- und Kunstförderungsgesetzes klar entgegen, wonach parteipolitische Einflussnahme zurückgedrängt und unabhängiger Expertise Vorrang gegeben werden muss. Durch die Nähe mancher Vertreter zur rechtsextremen Szene stehe die Befürchtung im Raum, dass eine Stärkung und Verbreitung geschichtsrevisionistischen und rechtsextremen Gedankenguts einsetzen könnte.
Das österreichische Bundesland wird seit Mitte Dezember 2024 von einer Koalition aus der rechtsgerichteten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) unter Landeshauptmann Mario Kunasek von der FPÖ regiert. Seither regt sich von vielen Seiten Protest gegen die neue Kulturpolitik, unter anderem von der Kunstuniversität Graz oder der Intendant*innengruppe der österreichischen Bundesländer- und Städtetheater. In dem offenen Brief monieren die 974 Kulturschaffenden, darunter die Künstlerinnen Ona B. und Catrin Bolt, der Komponist Marko Ciciliani, Ekaterina Degot, Intendantin des Steirischen Herbsts, der Architekt Johannes Fiedler, Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthauses Graz, oder Andrea Vilter, Intendantin des Schauspielhauses Graz, bereits erfolgte finanzielle Kürzungen, die eine große Zahl von Initiativen und Kunstschaffenden teils existenzbedrohend betreffen und die bislang willkürlich und intransparent wirken. Sie fordern, Gründe offenzulegen und sich an die für 2030 formulierten Grundsätze der Kulturstrategie zu halten und die demokratische Weiterentwicklung der Gesellschaft zu sichern. Außerdem wollen sie in einem ersten Schritt die neuerliche Umbesetzung des Kulturkuratoriums erreichen: „Es ist in seiner derzeitigen Form nicht tragbar.“ |