Photographische Sammlung Köln würdigt Tata Ronkholz  |  | Tata Ronkholz, Imbissstube Köln-Mülheim, Berliner Straße 120, 1979 | |
Unter dem Titel „Tata Ronkholz: Gestaltete Welt. Eine Retrospektive“ präsentiert die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln erstmals umfassend das vielseitige Schaffen der 1940 in Krefeld geborenen Fotografin und Objektgestalterin. Rund 180 Fotografien, dazu einige Entwürfe und Gebrauchsgegenstände, vereint die von Gabriele Conrath-Scholl und Renate Goldmann zusammengestellte Auswahl, die in sechs Kapitel ein breit aufgefächertes Bild von Tata Ronkholz zeichnet. Deren fotografisches Hauptwerk konzentriert sich auf die Jahre zwischen 1975 und 1985, als sie an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Klasse von Bernd Becher studierte. Zuvor hatte Ronkholz an der Krefelder Werkkunstschule ein Studium der Architektur und des Möbelentwurfs aufgenommen und anschließend als Produktdesignerin gearbeitet. Über ihren Ehemann, den Grafiker Heinz Harald Ronkholz, Bruder des Bildhauers Ingo Ronkholz, hatte sie 1975 Bernd Becher kennengelernt. Nachdem die Künstlerin 1997 ihrer schweren, durch Alkoholsucht und Tabletten ausgelösten Krankheit erlag, erwarb 2011 Van Ham Art Estate in Köln deren Nachlass. Aus dessen Fundus wurden Werke zur Ausstellung beigesteuert, ergänzt von Exponaten aus dem Stadtmuseum Düsseldorf und hauseigenen Fotografien.
Durch das Studium bei Bernd Becher scheint es kaum überraschend, dass die Kunst von Tata Ronkholz in der Tradition sachlich-dokumentarischer Fotografie steht. Klare Komposition, serielles Vorgehen und ein dokumentarischer Ansatz mit dem Fokus auf baulichen Gefügen und Alltagsstrukturen zeichnen ihr fotografisches Schaffen aus. Einleitend bietet die Schau einen exemplarischen Einblick in ihre wohl bekannteste Werkgruppe, zu der Bilder von Kiosken, Trinkhallen, Imbissbuden und kleinen Geschäften im rheinischen Raum und im Ruhrgebiet gehören. Nüchtern mit Eis- oder Zeitungsreklame, Kaugummi- oder Zigarettenautomaten ins Bild gesetzt, sind die typischen Elemente einer weitgehend überkommenen Alltagskultur heute amüsant anzuschauen. Dies gilt auch für die kleinen Tapeten- oder Hausartikelgeschäfte mit ihren Schaufensterauslagen, die den Wandel von Warenangebot, Dekoration und Werbegestaltung vor Augen führen. Hier tritt der ausgeprägte Sinn der Architektin für das Zusammenspiel von Funktion, Form, Oberflächen und Ordnung zu Tage. In Anbindung an die „New Color Photography“ lichtete Ronkholz ausgewählte Sujets auch in Farbe ab.
Eine weitere wichtige Serie widmete sie Industrietoren, deren grafisch anmutende Strukturen sie besonders reizte. Ronkholz setzte sie frontal und mittig zentriert als Bild ins Bild und gestaltete damit Kunstwerke, die ins Abstrakte führen. Zusammen mit Thomas Struth erarbeitete sie von 1979 bis 1981 eine Dokumentation des nicht mehr bestehenden alten Düsseldorfer Rheinhafens. 1981 letztmalig ausgestellt, vermitteln die menschenleeren Lagerstätten in minimalistisch-nüchterner Bildsprache einen faszinierenden Eindruck vergangener Arbeitswelten. Von einnehmend grafisch-abstrakter Wirkung sind ihre fotografischen Studien der architektonischen Details und Ansichten von Sakral- und Repräsentationsbauten in der Toskana, die sie während ihrer dortigen Aufenthalte anfertigte. Den Abschluss bilden Entwürfe für Bauten und Inneneinrichtungen aus der Zeit nach 1965. Neben individuell kombinierbaren Möbelmodulen oder Lampen kreierte Tata Ronkholz zusammen mit dem Krefelder Künstler Adolf Luther eine prägnante Leuchte.
Die Ausstellung „Tata Ronkholz: Gestaltete Welt. Eine Retrospektive“ ist bis zum 13. Juli zu sehen. Die Photographische Sammlung der SK Stiftung Kultur hat täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Zur Ausstellung ist im Schirmer/Mosel Verlag ein umfangreicher Katalog erschienen, der in der SK Stiftung 49,80 Euro kostet.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
D-50670 Köln
Telefon: +49 (0)221 – 888 95 300 |