Sofía Salazar Rosales und Majd Abdel Hamid in St. Gallen  |  | Sofía Salazar Rosales, Il y a des corps fatigués par le voyage qui cherchent à s’enraciner, 2024 | |
In der Kunst Halle Sankt Gallen läuft aktuell eine Doppelschau zum Schaffen von Sofía Salazar Rosales und Majd Abdel Hamid. Die beiden Künstler*innen verbindet, dass sie Themen der Identität, Zeit, Fragilität und Materialität in ihren Werken behandeln. Der 1988 in Damaskus geborene palästinensischer Künstler Majd Abdel Hamid nutzt Textilien und Sticktechniken, um kleinformatige Objekte zu kreieren. Die Wahl-Amsterdamerin Sofía Salazar Rosales, 1999 in Quito in Ecuador geboren, nimmt erstmals in der Schweiz an einer Ausstellung teil und arbeitet mit einer Vielfalt an Materialien für ihre Plastiken, von Glasperlen, Paraffin und Glasfaser über Holz, Metall und Watte bis hin zu Glasaggregat und Farbpigmenten.
Majd Abdel Hamid, der in Paris und Beirut lebt, stellt in Sankt Gallen kleinformatige Werke vor, die sich durch Reduktion, Präzision und philosophische Tiefe auszeichnen. Der Absolvent der Malmö Art Academy in Schweden und der International Academy of Art in Palästina arbeitet bewusst langsam. In geduldiger Arbeit erschaffe er kleinstformatige Stickereien und Kreuzsticharbeiten, „die ein entschleunigtes, tiefes Nachdenken und den Widerstand gegen eine schnelllebige Welt verkörpern“, erklärt Kunsthallen-Direktor Giovanni Carmine. Hamid arbeitet auch in anderen Medien, etwa Video oder Zeichnung. Allerdings will er bei dieser Ausstellung auf den textilindustriellen Hintergrund von St. Gallen eingehen und untersucht eine „De-Automatisierung der Stoffe“, etwa in der langsamen präzisen Arbeitsweise von Handstickerei, die er mit kleinen Bildern oder Fotos kombiniert oder zu Installationen zusammenfügt. Hamids Miniaturen analysieren die fragile Verwurzelung in politisch belasteten Lebenswelten. Seine Werke waren bisher etwa im Marfa’ Projects in Beirut, im Centre for Contemporary Art in Glasgow oder auf der 17. Lyon Biennale zu sehen.
Der spanische Titel „Imagínate vivir en Suiza y perderte esto“ von Sofía Salazar Rosales’ Schau heißt übersetzt „Stell Dir vor, Du lebst in der Schweiz und verpasst das“. Die Künstlerin spielt auf ein in Lateinamerika beliebtes Meme an, bei dem absurde Situationen aus dem dortigen quirligen Alltag selbstironisch mit dem stereotypisch wohl geordneten Leben in der Schweiz kontrastiert werden. So sind ihre Skulpturen und Installationen mit politischen und soziologischen Inhalten aufgeladen und hinterfragen Vorstellungen von Produktivität und Wert. Dabei will die breite Materialität in den Arbeiten von Salazar Rosales entschieden das handwerklich Gebastelte als eine widerständige Ästhetik betonen. Die Künstlerin bespielte bisher unter anderem die Räume von El Chico in Madrid, den Palais des Beaux-Arts in Paris und war ebenfalls auf der 17. Lyon Biennale vertreten.
Die Ausstellungen „Sofía Salazar Rosales. Imagínate vivir en suiza y perderte esto“ und „Majd Abdel Hamid. Resonances“ laufen bis zum 18. Mai. Die Kunst Halle Sankt Gallen hat dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt an Karfreitag geschlossen. Der Eintritt beträgt 7 Franken, Studenten zahlen 2 Franken.
Kunst Halle Sankt Gallen
Davidstrasse 40
CH-9000 St. Gallen
Telefon: +41 (0)71 – 222 10 14 |