Xanti Schawinsky mit Monster Chetwynd in Bielefeld  |  | Xanti Schawinsky, Camouflaged Outpost, 1942 | |
Die Kunsthalle Bielefeld präsentiert aktuell in der Retrospektive „Play, Life, Illusion“ über 100 Werke von Xanti Schawinsky. Die in Kooperation mit dem Mudam Luxembourg organisierte Schau entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Nachlass des Bauhaus-Künstlers und umfasst mit Gemälden, Fotografien, Bühnendesigns, Zeichnungen und grafischen Entwürfen alle Disziplinen, in denen Schawinsky tätig war. Zudem hat Kurator Raphael Gygax die britische Künstlerin Monster Chetwynd gebeten, sich in einer Installation und Performance mit dem Schaffen Schawinskys auseinanderzusetzten. Zahlreiche seiner Arbeiten werden zum ersten Mal seit dem Tod des Künstlers 1979 öffentlich gezeigt. Zu sehen sind unter anderem Schwarz-Weiß-Fotografien und Gemälde, auf denen Schawinsky Acryl- und Sprühfarben zu wolkigen ungegenständlichen Strukturen mischt, wie bei „Incontro II“ oder „Incontro III“ von 1968.
Neben seinen ungegenständlichen Arbeiten sind etwa mit „Camouflaged Outpost“ von 1942, das einen Wendepunkt in Schawinskys Kunst markiert, auch Bilder zugegen, die mit ihren verzerrten Perspektiven die Abkehr von der Bauhaus-Ästhetik deutlich zeigen. Der Bruch mit der Unbekümmertheit, die seine frühen Werke auszeichnet, begann, nachdem er 1942 Tarnmuster für die amerikanische Luftwaffe entwarf. Begleitend zeigt die Kunsthalle Bielefeld aktuell die Sammlungspräsentation „Kontext: Bauhaus. Blick in die Sammlung #9“ mit Werken von Künstler*innen, in deren Umfeld sich Schawinsky während seiner Zeit am Bauhaus und am Black Mountain College in Amerika bewegte.
Alexander Schawinsky, 1904 in Basel geboren, war eine zentrale Figur am Bauhaus, wo er ab 1924 zunächst studierte und später dann mit Künstlern wie Oskar Schlemmer, Walter Gropius, Paul Klee und László Moholy-Nagy zusammenarbeitete. Als das Bauhaus in Weimar 1925 schloss, ging Xanti Schawinsky mit nach Dessau und befasste sich dort vor allem mit experimenteller Fotografie. Er entwarf zahlreiche Bühnen- und Kostümdesigns, fertigte Collagen und Fotografien an und entwickelte die Idee des „Spectodramas“, einer neuen Theaterform, in der er nach eigenen Worten „Farbe und Form, Bewegung und Licht, Klang und Wort, Pantomime und Musik, Grafik und Improvisation“ verbinden wollte. Nach Hitlers Machtübernahme 1933 emigrierte Schwawinsky als jüdischer Künstler zunächst nach Italien und 1936 weiter in die USA. Dort lehrte er am Black Mountain College und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des transatlantischen künstlerischen Austauschs.
Monster Chetwynds Arbeit „Xanti Shenanigans“ ist inspiriert von Schawinskys Auseinandersetzung mit interdisziplinären Ansätzen und performativen Elementen. Die farbenfrohe Installation hat sie aus der Idee des mobilen Theaters entwickelt, sich dem Thema aber mit großer Freiheit genähert. Chetwynd entlehnt einige von Schawinskys künstlerischen Prinzipien und Motiven, darunter einige Formen seiner Kostüme und Bühnenbilder. Andere Elemente ihrer Installation wurden mit Hilfe eines Autos hergestellt, das über breite Stoffbahnen fuhr, eine Technik, die Schawinsky in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren für seine „Track Paintings“ verwendete.
Die Ausstellung „Play, Life, Illusion. Xanti Schawinsky + Monster Chetwynd ‚Xanti Shenanigans‘“ läuft bis zum 15. Juni. Die Kunsthalle Bielefeld hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 4 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Besuch kostenlos. Begleitend ist im Hirmer Verlag der Katalog „Play, Life Illusion – die Retrospektive“ erschienen. Er kostet in der Kunsthalle 29,90 Euro.
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Straße 5
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