Ketuta Alexi-Meskhishvili in Braunschweig  |  | in der Ausstellung „Ketuta Alexi-Meskhishvili. there, but not“ | |
Der Kunstverein Braunschweig präsentiert in der Ausstellung „there but not“ Werke der georgischen Künstlerin Ketuta Alexi-Meskhishvili. Die 1979 in Tiflis geborene und in New York aufgewachsene Fotografin thematisiert in der Schau die Wechselbeziehung zwischen persönlicher Erinnerung und politischer Realität und erkundet die visuelle Konstruktion von Geschichte, Identität und Widerstand. Sie integriert Alltagsgegenstände, die sowohl auf klassische Stillleben als auch auf ihre georgische Herkunft verweisen, und kombiniert in ihrer fotografischen Praxis experimentelle Collagetechniken mit analogen und digitalen Reproduktionsverfahren.
In Braunschweig setzt sich Ketuta Alexi-Meskhishvili mit der klassizistischen Architektur der Villa Salve Hospes, dem Sitz des Kunstvereins, auseinander. Laut Kuratorin Cathrin Mayer verändert sie das traditionelle Verhältnis von Kunst und Ausstellungsraum, indem ihre Werke nicht nur von der Architektur umrahmt werden, sondern aktiv deren Wahrnehmung formen. Gemeint ist damit eine Arbeitsweise der Fotografin, die mit reproduzierten Bildern mal in kleinerem, mal in großem Format zwischen transluzid und opak changiert. So kratzt oder bearbeitet Alexi-Meskhishvili die Oberfläche ihrer Fotos und hängt diese etwa im Kunstverein auf Stoffbahnen vor die Architektur. Die großformative Arbeit „Flooding the zone“ im ovalen Raum ist eine Installation aus Stoffbahnen, die einen ‚Raum im Raum‘ erschaffen. Diese Schleier aus Textilbahnen, die hier mit diversen Fotos von Rosenmustern bedruckt sind, folgen dem Grundriss des Raums und nutzen ihn als Trägerkonstruktion.
Das Motiv dieser Arbeit stammt von einer georgischen Serviette mit Rosen, ein generisches, massenproduziertes Bild ohne direkten Bezug zu Georgien. Dennoch verbindet es die Künstlerin in ihrer Erfahrung mit der Bildpolitik der Sowjetzeit, in der, wie sie sagt, „Blumen das einzige Motiv waren, das – abseits von Porträts Stalins oder Lenins – eine Berechtigung zur Existenz hatte, ohne eine höhere politische Bedeutung zu tragen. Außerdem tragen sie eine gewisse Unverschämtheit in sich, die für mich in kitschigen Objekten zum Ausdruck kommt.“ Durch die Aneignung, Vervielfältigung und architektonische Inszenierung dieser eigentlich flachen, massenproduzierten Symbole verleiht die Künstlerin den Bildern eine neue inhaltliche Tiefe, so Mayer.
Im Obergeschoss sind Analogfotografien aus dem Archiv von Ketuta Alexi-Meskhishvili zu sehen. Viele der Arbeiten, wie etwa „Iveria/ Taylor“, tragen nicht nur eine, sondern gleich drei Jahreszahlen. Sie verweisen auf die unterschiedlichen Entstehungszeitpunkte der einzelnen Elemente der Collage. Die Arbeit begann im Jahr 2001 mit einem Foto des Iveria Towers, der 1967 als staatliches Hotel im Herzen von Tiflis erbaut wurde und ein Wahrzeichen der modernen Architektur in Georgien wurde. Als sich mit dem Zerfall der Sowjetunion der Konflikt in der Autonomen Republik Abchasien zuspitzte, wurde das Gebäude in eine Notunterkunft für Vertriebene umgewandelt. Der dreieckige Fotoausschnitt zeigt das Gesicht des Models Taylor, das Ketuta Alexi-Meskhishvili 2006 während eines kommerziellen Auftrags in New York traf. Die heutige Version der Arbeit entstand 2009.
Die Ausstellung „Ketuta Alexi-Meskhishvili. there, but not“ läuft bis zum 1. Juni. Der Kunstverein Braunschweig hat dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr und samstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro.
Kunstverein Braunschweig
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