Karlsruhe untersucht Kanoldts Weg zur Neuen Sachlichkeit  |  | Alexander Kanoldt, Bildnis Heinrich Freiherr von Welck, 1922 | |
In ihrer aktuellen Studioausstellung nimmt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe das Schaffen Alexander Kanoldts in den Blick und richtet ihr Augenmerk auf seine künstlerische Entwicklung hin zur Neuen Sachlichkeit, als deren Hauptvertreter der 1881 in Karlsruhe geborene Maler gilt. Dafür hat Kuratorin Clara Hank siebzehn Werke ausgewählt und präsentiert sie im Interimsquartier im ZKM. Ausgangspunkt ihrer Untersuchungen sind sechs erstmals öffentlich ausgestellte Gemälde, die Stephan Freiherr von Welck der Kunsthalle schenkte. Diese hat Hank um weitere Arbeiten Kanoldts aus der Sammlung der Karlsruher Kunsthalle ergänzt, wo sich der größte Werkbestand des Künstlers weltweit befindet. Der Bogen spannt sich von frühen Arbeiten über expressionistische Werke und seine klaren und präzisen Stillleben aus den 1920er Jahren bis zu den Landschaften der frühen 1930er Jahre.
Alexander Kanoldt, Sohn des Malers Edmund Kanoldt, studierte ab 1901 an der Karlsruher Kunstakademie und war zunächst von neoimpressionistischen Strömungen beeinflusst. Mit seiner Übersiedlung nach München im Jahr 1908 öffnete er sich neuen künstlerischen Tendenzen, freundete sich mit Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münter an und gründete mit ihnen 1909 die „Neue Künstlervereinigung München“, aus der dann zwei Jahre später die Expressionistengruppe „Blauer Reiter“ hervorgehen sollte. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Kanoldt als Reserveoffizier Dienst tat, änderte sich seine Malweise erneut: Mit seiner kühl distanzierten, klaren, gegenständlichen Bildsprache prägte er die Epoche der Neuen Sachlichkeit. Obwohl Kanoldt 1932 der NSDAP beitrat, galten seine Werke den Nationalsozialisten als entartet und wurden aus zahlreichen deutschen Museen entfernt.
Die Ausstellung widmet sich darüber hinaus auch dem Sammler und Mäzen Stephan von Welck, seinem Vater und dessen enger Freundschaft zu Alexander Kanoldt sowie dem Schicksal ihrer Bilder. Heinrich von Welck und Kanoldt lernten sich 1922 in München kennen. Davon zeugt in der Schau das „Bildnis Heinrich Freiherr von Welck“. Auch das Gemälde „Kreuzjoch“ von 1931 weist eine persönliche Verbindung auf, es war das Hochzeitsgeschenk Kanoldts an seinen Freund und dessen Frau. Beide Bilder teilen ein bewegtes Los: 1946 von den Behörden der Sowjetischen Besatzungszone konfisziert, wurden sie später ins Staatseigentum der DDR überführt und 1969 zur Devisenbeschaffung in den Westen verkauft. Über den Kunsthandel gelangten sie in bundesdeutsche Museen und wurden erst 1985 respektive 2009 nach langwierigen Verhandlungen an die Familie von Welck restituiert. 2020 überließ Stephan von Welck die Werke dann der Kunsthalle Karlsruhe.
Die Ausstellung „Alexander Kanoldt. Der Weg zur Neuen Sachlichkeit“ ist bis zum 22. Juni zu sehen. Die Kunsthalle Karlsruhe hat im ZKM mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro uns ist für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre kostenlos.
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