Banz’ Ideen für das Wiener Weltmuseum  |  | Claudia Banz hat ihre Pläne für das Weltmuseum Wien vorgestellt | |
Seit 1. Februar ist Claudia Banz die neue Direktorin des Weltmuseums Wien (WMW). Nun gab sie ihr Zukunftskonzept und Einblicke in die Ausstellungen für das aktuelle Jahr bekannt. In ihrer Antrittspressekonferenz präsentierte die 1966 geborene Kunsthistorikerin ihre Pläne für das Museum in der Neuen Hofburg als „Safe Space für kulturellen Dialog, Teilhabe und Zukunftsgestaltung“. Ihr Ziel ist ein vielfältiges Programm, das das Museum stärker als offenen und inklusiven Ort bei der Öffentlichkeit verankern soll: „Museen tragen heute eine besondere Verantwortung. Sie sind Orte, an denen wir gemeinsam über die demokratische Gestaltung der Welt nachdenken können – und müssen“, so Banz. „Das Weltmuseum Wien soll ein sicherer Raum sein, geprägt von Vertrauen, gegenseitigem Respekt und kultureller Teilhabe. Hier wollen wir die großen Fragen unserer Zeit verhandeln – immer aus unterschiedlichen Perspektiven und im Dialog mit unseren Besucher*innen.“
Im Fokus der Expertin für Kunst- und Designgeschichte sowie materielle Kultur stehen unter anderem die umfangreichen ethnografischen Sammlungen und Archive des Hauses wie auch der Aufbau neuer Formate, darunter „WMW Contemporary“, „Material Lab“ und „Storytelling“. Für „WMW Contemporary“ will Banz den Blick auf zeitgenössische Kunst, Design und neue Medien richten und Themen wie Neo-Kolonialismus, globale Ökonomien oder Identität und Erinnerung angehen. Das „Material Lab“ untersucht die politische Dimension von Materialien in historischen und gegenwärtigen globalen Prozessen und damit auch zu Fragen von Nachhaltigkeit und kulturellem Wissen. Beim „Storytelling“ der Sammlungen liegen Banz die Fragen „Wer erzählt wessen Geschichte? Und welche Perspektiven fehlen?“ am Herzen. Diese Aspekte sollen die Arbeit an der Dauerausstellung leiten, so ist etwa eine enge Zusammenarbeit mit internationalen Herkunftsgesellschaften und lokalen Akteur*innen geplant.
Das WMW soll auch nach Wunsch von Claudia Banz stärker in die Stadt und ins Wiener Umland ausstrahlen. Unter dem Motto „Museum ohne Wände“ will sie etwa Outreach-Projekte, mobile Kulturvermittlung und hybride Formate etablieren. So erlaube laut Banz etwa die neue digitale Agenda mit offenen Plattformen und partizipativen Formaten den Wissenstransfer, Transparenz und die Zusammenarbeit. Damit schaffe man ein lebendiges, generationenübergreifendes Netzwerk, das nachhaltige Verbindungen und eine barrierefreie Teilhabe ermöglicht.
Im Ausstellungprogramm für das Jahr 2025 stehen interkulturelle Perspektiven und künstlerische Reflexionen im Mittelpunkt. Sechs Sonderschauen spannen einen Bogen von der Neukontextualisierung ausgewählter Sammlungskonvolute des WMW mit der heute anlaufenden Schau „Wer hat die Hosen an?“. Ab Ende Mai ist die Präsentation „Kolonialismus am Fensterbrett“ zu sehen, die sich mit den Verbindungen von Botanik und kolonialem Handel befasst, und ab Ende Oktober thematisieren „Die Farben der Erde. Moderne Textilkunst in Mexiko“ indigene Kulturpraktiken des Webens und Färbens. Bei den anstehenden Personalen liegt der Schwerpunkt auf drei internationalen Künstlerinnen: Shannon Alonzo aus Trinidad und Tobago bespielt mit „Washerwoman“ ab Mitte Mai den Theseustempel, die Ausstellungen „Calabash Nebula: Cosmological Tales of Connection“ von Tabita Rezaire aus Französisch-Guyana und „The Ultimate Breath“ von Indah Arsyad aus Indonesien sind im Haupthaus zu sehen. |