Kunst für Glücksmomente  |  | Schon der Anblick eines Kunstwerks kann die Stimmung heben und Glücksgefühle auslösen | |
Kunst steigert das Wohlbefinden. Ein Museumsbesuch, Kunst im Krankenzimmer oder der bloße Anblick von Gemälden, Skulpturen, Installationen oder Zeichnungen haben eine heilende Wirkung auf das menschliche Gemüt, besonders bei wiederholter Begegnung mit Kunst. Das ist das Fazit einer neuen internationalen Metastudie unter der Leitung von Forscher*innen der Universität Wien, die jetzt im Journal of Positive Psychology veröffentlicht wurde. Ein interdisziplinäres Team aus Wien, Dublin, Berlin, Cambridge und Nimwegen hat erstmals untersucht, welche psychologischen Prozesse die Betrachtung von Kunst auslösen kann.
Die Wissenschaftler*innen fanden die stärksten Belege für einen Einfluss auf das eudämonische Wohlbefinden – ein Gefühl von Sinn, Zweck und persönlicher Entwicklung. „Kunst wird oft als Luxus betrachtet, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Betrachten von Kunst – sei es im Rahmen der eigenen Hobbys oder durch gezielte Intervention – das Wohlbefinden erheblich fördern kann“, so MacKenzie Trupp, Hauptautorin und Forscherin an der Universität Wien und am Donders Institute der Radboud Universiteit in Nimwegen. „Unsere Erkenntnisse eröffnen spannende Möglichkeiten, Kunst in alltägliche Umgebungen und in Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu integrieren. Wir müssen die Evidenzbasis jedoch noch durch gründlichere Arbeit weiterentwickeln.“
In den vergangenen Jahrzehnten habe die Idee, dass Kunst die psychische Gesundheit fördern kann, an Dynamik gewonnen, so Trupp. Während das aktive Herstellen von Kunst schon lange als förderlich für das emotionale und psychische Wohlbefinden angesehen werde, seien die Auswirkungen des bloßen Betrachtens von Kunst noch weitgehend unerforscht. Laut Trupp waren die bisherigen Erkenntnisse verstreut und widersprüchlich. In der neuen Übersicht wurden Daten aus 38 Studien mit 6.805 Teilnehmer*innen aus den Jahren 2000 bis 2023 zusammengefasst, um nicht nur festzustellen, ob das Betrachten von Kunst das Wohlbefinden verbessert, sondern auch durch welche psychologischen Prozesse dies geschieht.
Laut Mitteilung der Universität Wien konnten die Wissenschaftler*innen fünf Mechanismen identifizieren, wie Kunst einem ausgeglichenen Gemütszustand und einem Gefühl von Glück und Sinn zuträglich ist: „Zu den affektiven Mechanismen gehören die Emotionsregulierung und das Erleben von Freude. Kognitive Mechanismen umfassen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen – Kunst kann zum Nachdenken anregen oder die Neugierde wecken. Soziale Mechanismen beschreiben, wie gemeinsame Kunsterfahrungen Verbindungen fördern und das Gefühl der Isolation verringern. Selbsttransformative Mechanismen ermöglichen persönliche Reflexion, Identitätsstärkung und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit. Schließlich unterstützen Mechanismen zur Stärkung der Resilienz die emotionale Bewältigung und Wiederherstellung, insbesondere in klinischen oder stark belastenden Umgebungen.“ Da Kunst bereits in öffentlichen und privaten Räumen präsent ist, sehen die Forscher*innen darin ein leicht zugängliches und kostengünstiges Instrument zur Unterstützung der psychischen Gesundheit. |