Hagen rekonstruiert Pariser Schau zur deutschen Nachkriegsabstraktion  |  | Emil Schumacher, Zwischen drei Weiß, 1954 | |
Zum 70. Jubiläum der Ausstellung „Peintures et sculptures non figuratives en Allemagne d’aujourd’hui“ in Paris zeigt das Emil Schumacher Museum in Hagen eine rekonstruierte Fassung der legendären Präsentation. Gastkuratorin Anne-Kathrin Hinz und Museumsdirektor Rouven Lotz, die die Schau in Kooperation mit der Forschungsstelle Informelle Kunst am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn konzipierten, beleuchten zentrale Strömungen der abstrakten Kunst im Westdeutschland der 1950er Jahre und rücken besonders jene jungen Künstlerinnen und Künstler in den Fokus, die heute als Hauptvertreter des Informel gelten. Zudem stellen sie die Rollen der beteiligten Institutionen und Personen in den historischen Kontext.
Die Ausstellung fand 1955 auf Initiative des Galeristen René Drouin und des Vorsitzenden des Westdeutschen Künstlerbunds, Wilhelm Wessel, im Cercle Volney nahe der Pariser Oper statt. Lediglich zehn Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus vereinten sie 98 Werke von 37 ungegenständlich arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern. Neben bereits etablierten Position von Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay, Carl Buchheister und Fritz Winter präsentierten sie auch eine junge aufstrebende Generation, unter anderem Karl Otto Götz, Emil Schumacher, Fred Thieler, Heinz Trökes, Bernard Schultze, Heinz Kreutz oder K.R.H. Sonderborg sowie die Bildhauerin Brigitte Meier-Denninghoff und ihren Kollegen Norbert Kricke. Ihnen gelang in der damaligen Welthauptstadt der Kunst damit der internationale Durchbruch.
Den Mittelpunkt der Hagener Schau bildet das von Drouin und Wessel entwickelte anti-hierarchische Ausstellungskonzept, das die Werke unabhängig von der Bekanntheit der Künstlerinnen und Künstler gleichberechtigt und oft in ungewohnten Dialogen präsentierte. Offizielle Stellen in Deutschland wollten dieses Konzept hintertreiben. Trotz allen Widerstands wurde die Ausstellung schließlich am 7. April 1955 eröffnet und stieß in der französischen und deutschen Presse auf positive Resonanz. Die Kritiker bescheinigten den deutschen Künstlerinnen und Künstlern internationales Niveau, Vielfältigkeit und Ausdruckskraft. Somit leisteten Drouin und Wessel nicht nur einen Beitrag zum deutsch-französischen Kulturaustausch, sondern auch zur Annäherung der einst verfeindeten Staaten.
Die Ausstellung „Paris 1955. Deutsche Abstrakte im Zentrum der Moderne“ ist bis zum 3. August zu sehen. Das Emil Schumacher Museum hat dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 4,50 Euro und ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.
Emil Schumacher Museum Hagen
Museumsplatz 1-2
D-58095 Hagen
Telefon: +49 (0)2331 – 30 60 066 |