Binding-Kulturpreis für Heiner Blum  |  | Der Binding-Kulturpreisträger 2025: Heiner Blum | |
Der Kulturpreis der Binding-Kulturstiftung geht in diesem Jahr an Heiner Blum. Der 1959 in Stuttgart geborene Künstler und Hochschullehrer, Professor für Experimentelle Raumkonzepte an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach am Main und Gründer zahlreicher soziokultureller Initiativen, darf sich nun über ein Preisgeld von 50.000 Euro freuen. „Damit wird eine jahrzehntelange Arbeit für situationsbezogene Kunst im Raum und für die Öffnung von Räumen für die Kunst ausgezeichnet, die auch Generationen seiner international erfolgreichen Studierenden an der Hochschule für Gestaltung Offenbach geprägt hat“, lautet die Begründung der Jury. „Blum gelingt es immer wieder, Allianzen zu bilden, die temporäre oder dauerhafte Räume entstehen lassen, in denen Kunst ebenso erlebbar ist wie menschliche Gemeinschaft, Austausch und Lernprozesse. Heiner Blum hat sich seit einem Vierteljahrhundert zum Ziel gesetzt, die Kunst dorthin zu bringen, wo die Menschen sind.“
Heiner Blum studierte von 1977 bis 1983 Visuelle Kommunikation an der Gesamthochschule Kassel und arbeitete danach als Fotograf für Zeitschriften wie Art, Geo, Stern oder das Frankfurter Allgemeine Magazin. Schon 1981 erhielt er den Otto-Steinert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und begann mit eigenen künstlerischen Produktionen. Nach einem Lehrauftrag im Fachbereich Innenarchitektur an der Fachhochschule Trier und einer Gastprofessur an der Hochschule für Künste Bremen wurde er 1997 an die HfG nach Offenbach berufen. Mit zahlreichen Initiativen und wechselnden Projektteams gründete er eine Reihe bedeutender, heute für Frankfurt und die Umgebung wichtiger Institutionen wie den Club „Robert Johnson“ mit Ata Macias und Sebastian Kahrs und die zugehörige Gesprächsreihe „Robert Johnson Theorie“.
In den Jahren 2000 bis 2003 entwickelte Blum unter der Ägide von William Forsythe den „Schmalclub“ im Bockenheimer Depot, der eine stilprägende, kreative Mischung aus Performance, Happenings und Clubabenden bot. Mit dem „Norbert-Wollheim-Memorial“ auf dem heutigen Campus Westend der Goethe-Universität hat er einen multimedialen Gedenkort inmitten des Hochschulalltags geschaffen. Im Jahr 2022 initiierte er in der Offenbacher Fußgängerzone für neun Monate das „Diamant / Museum of Urban Culture“. Seitdem ist der „Diamant“ vor dem Hintergrund des „Vereins für Experimentelle Raumkonzepte“ eine Projektplattform, die städtische Brachen belebt und vielfältige kreative Projekte initiiert und fördert. Gerade für die kreative Nutzung von Leerständen setzt sich Blum intensiv ein. Aus seiner 2001 mit Jakob Sturm und Felix Ruhöfer gegründeten Initiative „Raumpool“ entstanden Projekte wie „Basis Frankfurt“, „Radar“, „Diamantenbörse“ oder die Offenbacher „Zollamt Studios“.
„Mit dem diesjährigen Preisträger des Binding-Kulturpreises, mit dem wir zugleich stolz unser 30. Bestehen feiern dürfen, zeichnen wir einen Künstler aus, dessen Projekte ein langer Nachhall auszeichnet ebenso wie ein gemeinschaftliches, kooperatives Arbeiten“, so die Vorstandsvorsitzende der Binding-Kulturstiftung, Bergit Gräfin Douglas. „Die Kunst Blums besteht darin, Personen zusammen zu bringen, Netzwerke zu bilden und kreative Potenziale bei Künstlern wie Publikum freizusetzen. In Zeiten der Fragmentierung der Gesellschaft und der Bildung von Filterblasen ist diese Arbeit nötiger denn je.“
Der Binding-Kulturpreis wird seit 30 Jahren von der Stiftung des Frankfurter Brauhauses Binding verliehen und richtet sich an Künstler*innen und Kultureinrichtungen der Stadt Frankfurt oder des Rhein-Main-Gebiets. Ausschlaggebend ist hierbei, dass ihr Schaffen und Wirken über die Region hinaus Aufmerksamkeit und Anerkennung findet. Erster Preisträger war 1996 das Ensemble Modern. Darauf folgten unter anderem der Künstler Thomas Bayrle, die Museumsdirektoren Kasper König und Max Hollein, der Frankfurter Cäcilien-Chor, mit Karl Otto Götz, Heinz Kreutz, Otto Greis und Bernard Schultze die Maler der Gruppe „Quadriga“, das Literaturhaus Frankfurt e.V., der Mundart-Künstler Michael Quast, das Jazz-Duo Heinz Sauer und Michael Wollny, die Kinothek Asta Nielsen, der Frankfurter Kunstverein, die Künstlerin Anne Imhof und zuletzt das Frankfurt LAB e.V. |