Die Romantik lebt in Remagen auf  |  | Frederik Rohde, Berglandschaft mit Jäger, 1841 | |
Aktuell widmet sich das Arp Museum in Remagen der deutschen Romantik in Malerei und Skulptur. Dazu hat Kuratorin Susanne Blöcker etwa 70 Exponate vereint, um die Epoche von den Anfängen um 1770 bis zur Neoromantik um 1900 zu verdeutlichen. Zentrale Themen der Strömung – die romantische Liebe, Traum und Albtraum und die Suche nach der verlorenen Einheit von Mensch und Natur – gliedern die Schau. Blöcker betont, dass kaum eine andere Epoche der Geistesgeschichte derzeit eine so hohe Aktualität angesichts der großen Krisen und Herausforderungen unserer Gegenwart erfährt. Es stellt sich die Frage, ob die Sehnsucht nach einer unberührten Natur von Umweltverschmutzung und Klimawandel getrieben ist? Kann ein Rückzug in eine innere Welt dem Lärm und der Lebensgeschwindigkeit trotzen? Vielleicht bietet die Romantik ein Gegengewicht zu dem allumfassenden bedrohlichen Gefühl, das ganze Weltgefüge gerate derzeit aus den Fugen.
Orte der Zuflucht bieten Meisterwerke von Frederik Rohde, Friedrich Nerly, Arnold Böcklin oder Hans Makart, die beispielhaft für diese Zeit nach der Ratio der Aufklärung und für die Romantisierung des Lebens stehen. Am zugänglichsten ist die Idee der romantischen Liebe, die als Sehnsuchtsideal die pragmatische Zweckehe übertraf. Die Literatur bildete das Fundament für die Bildende Kunst und die Musik der Romantik, so verewigten Maler wie Peter Johann Nepomuk Geiger und Adolf Schroedter die großen Liebesdramen und Komödien der Weltliteratur von Shakespeare bis Faust im Bild. Humorvoll zeigt Carl Spitzweg in der Welt des Biedermeier die Irrungen und Wirrungen der Liebe, etwa in seinem „Abgefangenen Liebesbrief“ von 1860. Die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung erweckten bei vielen Menschen des späten 18. Jahrhunderts zudem das Bedürfnis nach Unschuld und Reinheit sowie eine Sehnsucht nach der Natur, die in vielfältigen Landschaftsbildern von Caspar David Friedrich oder Oswald Achenbach zum Ausdruck kommt.
Wesentlich in der Romantik ist das Individuum mit der Kraft seiner Fantasie, die, so Novalis, die Welt aus dem eigenen Ich heraus zu formen und zu bewegen vermag. Es gilt, eine Einheit von Vernunft und Gefühl, Wirklichkeit und Transzendenz zu schaffen, Sehnsüchte und Utopien zu verwirklichen. Ende des 18. Jahrhunderts gewinnen Traum und Alptraum an Bedeutung, hinter denen sich oft seelische Abgründe verbergen. Die fantastischen Welten und Wesen, die die Albträume zu Tage bringen, sind Projektionsflächen der eigenen Psyche. Befeuert durch die destabilisierenden napoleonischen Kriege wächst die Sehnsucht nach der vermeintlich guten alten Zeit. Vorbild wird die Renaissance, die in den Kunst- und Volksmärchen der Romantik wiederbelebt wird. Auf den Ruinen der Rheinburgen werden neugotische Traumschlösser und Burgen errichtet. Nur auf Papier finden sich ein paar dieser Utopien als Exponate wieder, etwa die Gralsburg von Karl Friedrich Schinkel oder das Schloss auf dem Apollinarisberg des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner.
Die Ausstellung „Sehnsucht nach Utopia. Malerei und Skulptur der Romantik“ läuft bis zum 2. November. Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Museum 34 Euro kostet.
Arp Museum
Hans-Arp-Allee 1
D-53424 Remagen
Telefon: +49 (0)2228 – 94 250 |