Bern restituiert Sisley-Gemälde  |  | Alfred Sisley, Le chemin des bois à Ville d’Avray, 1879 | |
Die Stiftung Kunstmuseum Bern hat ein Gemälde von Alfred Sisley an die Erben von Carl Sachs restituiert. Die impressionistische sommerliche Landschaft „Le chemin des bois à Ville d’Avray“ fand 1994 als Vermächtnis Eingang in die Sammlung des Museums. Bei der aktuellen Provenienzuntersuchung stellte sich heraus, dass der jüdische Textilunternehmer und Kunstsammler Carl Sachs gezwungen war, aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten das Gemälde aus dem Jahr 1879 zu veräußern. Bereits 2018 hatten seine Erben eine Suchmeldung für das Kunstwerk in der Datenbank Lost Art eigenstellt und im Februar 2024 eine Rückgabeforderung an die Stiftung Kunstmuseum Bern gerichtet.
Carl Sachs und seine Ehefrau Margarete gehörten zu den wichtigen Förderer des kulturellen Lebens in ihrer Heimatstadt Breslau und besaßen eine umfangreiche Sammlung französischer und deutscher Kunst, unter anderem von Jean-Baptiste Camille Corot, Gustave Courbet, Eugène Delacroix, Claude Monet, Camille Pissarro, Pierre-Auguste Renoir, Wilhelm Leibl, Hans von Marées, Wilhelm Trübner, Fritz von Uhde, Lovis Corinth, Max Slevogt und Max Liebermann. Wegen der Einschränkungen des jüdischen Lebens durch die Nationalsozialisten sah sich der 81jährige Sachs gezwungen, mit seiner schwer erkrankten Frau in die Schweiz zu emigrieren. Mitglieder der Familie wurden in Auschwitz ermordet.
Seit Februar 1939 lebte das Ehepaar mit befristetem Aufenthaltsrecht in der Schweiz und musste auch hier noch mehrere Kunstwerke veräußern, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und zur Sicherung des Aufenthaltsrechts einen Kredit in Höhe von 100.000 Schweizer Franken aufzubringen. Im September 1940 übernahm der Luzerner Kunsthändler und Auktionator Theodor Fischer das Sisley-Gemälde, der Geschäftsbeziehungen zum NS-Regime unterhielt und um Carl Sachs’ Lage wusste. Damit liegt eine Veräußerung vor, die ursächlich auf die Verfolgung durch das NS-Regime zurückzuführen ist. Unter anderem das Land Baden-Württemberg und das Kunsthaus Zürich haben sich in den vergangenen Jahren von ehemaligen Kunstwerken der Sachs-Sammlung zugunsten der Erben getrennt. |