Joel Shapiro gestorben  |  | Joel Shapiro mit seiner Frau, der Künstlerin Ellen Phelan, 2011 bei seiner Ausstellung im Kölner Museum Ludwig | |
Der US-amerikanische Bildhauer und Grafiker Joel Shapiro ist tot. Wie die Pace Gallery mitteilte, starb der Künstler am vergangenen Samstag in New York. Er wurde 83 Jahre alt. Shapiro sei einer der renommiertesten Künstler Amerikas und einer der wichtigsten Vertreter der Bildhauerei im 20. Jahrhundert gewesen, so Galerist Arne Glimcher. In den vergangenen sechs Jahrzehnten habe er die Grenzen der Gattung Skulptur mit einem Werk erweitertet, das sich durch eine Dynamik, Komplexität und formale Eleganz auszeichnet. Er habe sich die Kräfte der Natur zunutze gemacht und mit endlosem Erfindungsreichtum die Unsicherheit des Gleichgewichts in reine Energie verwandelt.
Joel Shapiro, geboren am 27. September 1941 in New York, studierte bis 1969 an der Universität New York und nahm schon in diesem Jahr an der wichtigen Ausstellung „Anti-Illusion: Procedures/Materials“ im Whitney Museum of American Art teil. Ein Jahr später hatte er seine erste Einzelschau in der New Yorker Paula Cooper Gallery. Seine Formensprache entwickelte Shapiro in den 1970er Jahren in Auseinandersetzung mit dem Minimalismus, ging über diese Stilrichtung hinaus und komponierte seine raumgreifenden, oftmals bunt gefassten Skulpturen in Gusseisen, Bronze oder Holz aus geometrischen, oft balkenförmigen Elementen, die auf den ersten Blick wahllos zusammengesetzt und labil scheinen.
Schon mit frühen Arbeiten, in denen er häufig Alltagsgegenstände reduzierte und verkleinerte, etwa seinem „Chair“ von 1973/74 im Miniformat, erkundete Joel Shapiro die Verschiebung von Größenverhältnissen und damit die Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Betrachters. Sein Frühwerk, das subtil die Vorstellungen vom Minimalismus unterwanderte, bezeichnete er einmal als „eine physische Manifestation des Denkens in Material und Form“. Seit den 1980er Jahren wurde die menschliche Figur für ihn zu einem wiederkehrenden Motiv, die er in stark stilisierter und in Kuben zerlegter Form meist im Zustand einer Pose oder einer Bewegung mit Gliedmaßen festhielt, die zu springen, laufen oder zu fuchteln scheinen.
Der künstlerische Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. So vertrat Joel Shapiro schon 1976 die Vereinigten Staaten auf der Biennale von Venedig und nahm vier Jahre später wiederum an der Ausstellung in der Lagune teil. Zur Documenta nach Kassel wurde er in den Jahren 1977 und 1982 eingeladen. Zudem realisierte er zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum. Zu seinen über 30 Auftragsarbeiten gehören großformatige Werke vor allem in den USA, etwa für das United States Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C., für das Dach des Metropolitan Museum of Art in New York einen roten Tänzer oder das Denver Art Museum in Colorado, aber auch in Europa. So steht eine monumentale schwarze schreitende Gestalt im Skulpturenpark Köln, seit 2001 auch eine Bronzearbeit bei Sculpture International Rotterdam oder in Orléans in Frankreich. |