Personale zu Vija Celmins in der Fondation Beyeler  |  | Vija Celmins, Untitled (Big Sea #2), 1969 | |
Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel hat aktuell die wohl umfangreichste Personale zu Vija Celmins in Europa aufgelegt. Die 1938 in Riga geborene US-amerikanische Künstlerin ist vor allem für ihre Gemälde und Zeichnungen von Galaxien, Mondoberflächen, Wüsten und Ozeanen bekannt. Die Kuratoren Theodora Vischer und James Lingwood realisierten die Ausstellung zusammen mit Vija Celmins und haben dafür 90 Exponate vor allem an Gemälden und Zeichnungen sowie einige Skulpturen und Druckgrafiken ausgewählt. Ziel der Schau ist es, einen umfassenden Überblick über die circa 60 Jahre andauernde Schaffenszeit der Künstlerin zu gewähren, von einigen Malereien des Frühwerks über die Darstellung von Alltagsgegenständen aus den 1960er Jahren bis hin zu jüngsten Bildern von Schneeflocken im Nachthimmel.
Vija Celmins floh 1944 mit ihrer Familie zunächst nach Deutschland und vier Jahre später weiter in die USA. Aufgewachsen in Indianapolis, absolvierte sie ihr Kunststudium in Los Angeles. Im Lauf ihrer Karriere schuf sie nur etwa 220 Malereien, Zeichnungen und Skulpturen, was laut Kuratorenteam dazu führt, dass ihre Werke eher selten zu sehen sind. Die Künstlerin folgt ihrem eigenen Tempo und keinen vorherrschenden Kunstströmungen. In den 1960er Jahren, als Clemins in Los Angeles lebte, konzentrierte sie sich anders als ihre Kollegen auf den Innenraum und malte realitätsnahe Abbildungen von Haushaltsgegenständen, etwa von Tellern, Heizkörpern, einer Kochplatte oder 1964 die doppelte „Lamp #1“. Inspiriert von den Bildern Giorgio Morandis, die sie 1962 auf einer Reise nach Europa entdeckt hatte, verwendete sie eine gedämpfte Palette von Braun- und Grautönen, unter denen gelegentlich ein elektrisierendes Rot aufleuchtet.
Zwischen 1965 und 1967 griff Vija Celmins in mehreren Gemälden auf Bilder aus dem Zweiten Weltkrieg und anderen Konflikten zurück. Als Vorlage dienten ihr Aufnahmen aus einem Buch und aus Zeitschriften: Kampfflugzeuge im grauen Himmel oder Rassenunruhen in Los Angeles von der Titelseite des Time-Magazins. Zwischen 1968 und 1992 widmete sich Celmins fast ausschließlich der Zeichnung und nutzte für ihre Motive von Wolken oder den Oberflächen des Mondes, der Wüste und des Ozeans weiterhin Fotografien aus Zeitschriften oder eigene Aufnahmen. Die Grafitzeichnungen haben einen fotorealistischen Effekt, der auch in Arbeiten wie „Clouds“ von 1968 oder „Untitled (Big Sea#2)“ von 1969 zum Tragen kommt. Seither interessiert sie sich für das Verhältnis zwischen der Tiefe des kosmischen Raums und anderer unfassbarer Räume und der Fläche des Bildträgers. Thematisiert Celmins in Spinnennetzen mit den feinen Fäden und konzentrischen Mustern den Lauf der Zeit, der sich auch in anderen strukturieren Oberflächen etwa der rissigen Glasur einer koreanischen Vase zeigt, so will sie in ihren Bildern fallender heller Schneeflocken vor dem Nachthimmel ein Gefühl tiefer Stille vermitteln.
Die Ausstellung „Vija Celmins“ läuft bis zum 21. September. Die Fondation Beyeler hat montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 25 Franken, dienstags 20 Franken. Für Jugendliche bis 25 Jahre ist er kostenlos. Der begleitende Katalog kostet im Museum 38 Franken.
Fondation Beyeler
Baselstrasse 101
CH-4125 Riehen
Telefon: +41 (0)61 – 645 97 00 |