Kunstpreis Delmenhorst erstmals verliehen  |  | Tomás Maglione, Fynn Ribbeck und Vanessa Amoah Opoku: Die Gewinner*innen des Kunstpreises Delmenhorst 2025 | |
Zu ihrem 50. Geburtstag hat sich die Städtische Galerie Delmenhorst selbst ein Geschenk gemacht und den Kunstpreis Delmenhorst aufgelegt, der nun an Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku und Fynn Ribbeck vergeben wurde. Neben einem Preisgeld von jeweils 5.000 Euro gehört zur Auszeichnung auch eine Ausstellung in der Städtischen Galerie, die die drei Preisträger*innen zusammen mit Kurator Viktor Hömpler seit dem vergangenen Wochenende auf den Weg gebracht haben. Als gemeinsamen Nenner in ihren Arbeiten erkennt Hömpler eine medienübergreifende Herangehensweise und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Medium Video.
Tomás Maglione, 1985 in Buenos Aires geboren, erkundet aufmerksam seine Umgebung, öffentliche Räume und Phänomene, die im Alltag und in der Gesellschaft auftreten. So kommt er auch zu seinen gesellschaftspolitischen Themen, wendet sich aber auch Architektur oder der Bilderwelt in Sprachlernbüchern zu. Der Absolvent der Universität Torcuato Di Tella in Buenos Aires und der Städelschule in Frankfurt begleitet im Video „When it burns from the inside“ eine Gruppe an Planespotters, Leute die Flugzeuge beobachten und fotografieren. Sukzessive zeigt das Video nicht nur unterschiedliche Facetten der Tätigkeit selbst, sondern auch individuelle Sehnsüchte und damit verbundene sozio-politische Fragen.
Vanessa Amoah Opoku, 1992 in Troisdorf geboren, wendet sich in ihren Arbeiten migrantischen Erfahrungen und Vorstellungen von Heimat und Zugehörigkeit zu. Sie entwirft virtuelle Welten, mit denen sie der eigenen Familiengeschichte in Ghana nachspürt und gesellschaftlich verdrängten Stimmen einen Raum gibt. Sie nutzt eine Smartphone-App zur Erfassung realer Orte und Umgebungen als 3D-Scans. Diese baut sie im Anschluss zu virtuellen Räumen, in denen sich Realitäten überlagern. Im Fokus ihrer Multimedia-Installation „Bricks and Cement Don’t Make a House“ steht ein Haus ihrer Familie in Ghana. Ausgehend von Geschichten rund um den Bau beleuchtet Opoku, die Buchkunst und Grafikdesign, Kunst und digitale Medien sowie künstlerische Fotografie und Bewegtbild in Wien und Jerusalem studiert hatte und 2024 Meisterschülerin bei Tina Bara an der HGB Leipzig war, wie durch Migration geprägte Familiengeschichten von Wünschen und Hoffnungen, aber auch von Scheitern und Schmerz künden können.
Der jüngste im Bunde ist der 1995 in Remscheid geborene Fynn Ribbeck, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf. In seinen Videoarbeiten und Skulpturen nutzt er Archivmaterial: Bilder von Personen, Ereignissen oder Architektur, oftmals mit Bezug zur deutschen Geschichte und politischen Gegenwart. Sein Video „An Eggshell Mind“ nutzt das Porträt eines anonymen Schulmädchens aus den 1930er Jahren als Ausgangspunkt und collagiert das Material zu einer traumartigen Erzählung. Ribbeck bildet daraus eine Figur, die in einem totalitären System lebt. Angelehnt an die visuelle Sprache früher Stumm- und Propagandafilme, taucht die Erzählung in die Gedanken und das Unterbewusstsein der Protagonistin ein.
Der Kunstpreis Delmenhorst wurde im vergangenen Jahr zur Förderung junger Gegenwartskunst gegründet und nun erstmalig vergeben. Alle zwei Jahre sollen unabhängige Fachjurys diesen Preis an drei Künstlerinnen und Künstler verleihen, die mit ihren Abschlussarbeiten an Kunsthochschulen im deutschsprachigen Raum auf sich aufmerksam gemacht haben. Die Gewinner*innen bekommen die Gelegenheit, in der Städtischen Galerie Delmenhorst auszustellen, erhalten ein Preisgeld von jeweils 5.000 Euro und eine zweisprachige Publikation.
Die Ausstellung „Kunstpreis Delmenhorst 2025. Tomás Maglione, Vanessa Amoah Opoku, Fynn Ribbeck“ ist bis zum 7. September zu sehen. Die Städtische Galerie hat täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.
Städtische Galerie Delmenhorst
Fischstraße 30
D-27749 Delmenhorst
Telefon: +49 (0)4221 – 141 32 |