Architekt Nicholas Grimshaw gestorben  |  | Nicholas Grimshaw | |
Nicholas Grimshaw ist tot. Wenige Wochen vor seinem 86. Geburtstag starb der britische Architekt am letzten Sonntag. Grimshaw, der etwa das Londoner Eurostar Terminal an der Waterloo International Station entwarf und für sein „Eden Project“ in Cornwall bekannt war, verantwortete in Deutschland etwa das Berliner Ludwig-Erhard-Haus, das Bürogebäude „Five Boats“ in Duisburg oder zwei Fabrikhallen auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein. Eine Art High Tech-Stil mit klarer, funktionaler und elegant fließender Formensprache charakterisiert seine Bauten. Er favorisierte gerundete Formen oder strenge Geometrie und stets ein futuristisches Aussehen. Ein weiterer wichtiger Punkt für Grimshaw war die Nachhaltigkeit. So gelang ihm die Verbindung aus Architektur, Struktur und Ökologie mit einem auf das Klima reagierenden Design, etwa in seinen Arbeiten für das „Eden Project“ oder die Waterloo Station.
Nicholas Grimshaw kam am 9. Oktober 1939 in Hove am Ärmelkanal in East Sussex zur Welt und studierte von 1959 bis 1962 am Edinburgh College of Art, bevor er mithilfe eines Stipendiums zur Architectural Association School of Architecture in London wechseln konnte. Auslandsaufenthalte führten ihn nach Schweden und in die USA, ehe er 1965 sein Studium in London beendete. Es folgte die berufliche Partnerschaft mit Terry Farrell und die Aufnahme in das Royal Institute of British Architects zwei Jahre später. Grimshaw und Farrell arbeiteten 15 Jahre lang gemeinsam, bevor sich ihre Wege trennten und Grimshaw seine eigene Firma gründete.
Das neue Büro Nicholas Grimshaw & Partners entwickelte 1980 für BMW den Firmenhauptsitz in Großbritannien in Bracknell. 1989 wurde Grimshaw mit dem Preis des Royal Institute of British Architects für seinen Entwurf der Financial Times-Druckerei in London geehrt. 1992 entwickelte er den Britischen Pavillon für die Weltausstellung in Sevilla, ein Jahr später wurde er als Commander des Order of the British Empire in den Adelsstand erhoben. Als er 1994 das Eurostar Terminal gebaut hatte, wurde es zum „Building of the Year“ gekürt. Im selben Jahr wurde Grimshaw zudem Mitglied des American Institute of Architects und der Royal Academy of Arts, deren Präsident er später von 2004 bis 2011 war.
Andrew Whalley, derzeitiger Chef von Grimshaws Architekturbüro, würdigte den Verstorbenen: „Bei seinem Bauten ging es ihm nie um Äußerlichkeiten oder Moden, sondern immer um Struktur, Handwerk und Zweckmäßigkeit und darum, Gebäude zu schaffen, die Bestand haben, weil sie sowohl nützlich als auch inspirierend sind und, wie Nick es ausdrückte, „eine Art Freude bereiten“. 1996 entstand in Cornwall die Idee für das „Eden Project“. Einem nach 160 Jahren erschöpften Abbaubereich für Kaolin sollte mit einem botanischen Garten neues Leben eingehaucht werden. Nicholas Grimshaw gestaltete dafür die riesigen Gewächshäuser aus charakteristischen Halbkreiskuppeln mit Honigwabenraster für verschiedene Vegetationszonen, zudem 2005 „The Core“, einen Bau, der durch seine an Stachel erinnernden Gauben auf dem Dach an einen Igel denken lässt. 2019 übergab er die Leitung seiner Firma an Andrew Whalley. Im selben Jahr wurde er mit der Royal Gold Medal für seine internationalen Verdienste in der Architektur geehrt. |