Pontopreis MMK für Anaïs-Tohé Commaret  |  | Anaïs-Tohé Commaret, Because of (u), 2024 | |
Der Pontopreis MMK 2026 geht an die 1992 geborene Filmemacherin Anaïs-Tohé Commaret. Die französisch-chilenische Künstlerin überzeugte mit ihren Werken, die sich zwischen experimentellem Kino und Dokumentarfilm bewegen. In ihren Kurzfilmen erkundet die Absolventin der Académie des Beaux-Arts in Paris und Le Fresnoy – Studio national des arts contemporains im nordfranzösischen Tourcoing visuelle und erzählerische Territorien, in denen sich Intimität und soziale Themen miteinander verbinden. Anaïs-Tohé Commaret darf sich nun über ein Stipendium in Höhe von 10.000 Euro und eine Schau im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) im kommenden Frühjahr freuen.
Die Jury, bestehend aus Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart und Fachkuratorin Bildende Kunst der Jürgen Ponto-Stiftung, Susanne Pfeffer, Leiterin des MMK, und Dirk Snauwaert, Direktor des Wiels – Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Brüssel, begründet ihre Wahl folgendermaßen: „Mit großer Sensibilität vereint Anaïs-Tohé Commaret in ihren Arbeiten die Erfahrungen junger Menschen, die zwischen verschiedenen Realitäten, Zeiten und gesellschaftlichen Rändern existieren. In ihren Filmen treten junge Protagonist*innen selbstbestimmt auf: ihre subjektiven Blickregime strukturieren die Erzählung und führen durch eine ihnen fremde, mystisch aufgeladene Welt. Commaret gelingt es dabei, diese affektive Wahrnehmung sowie verdrängte Formen des Sehens und Fühlens in aktuelle gesellschaftliche Debatten zurückzuholen. So entstehen dichte Verhandlungen über Zugehörigkeit, Identität und Klassenbewusstsein innerhalb generischer Welten, und wir spüren, wie es sich anfühlte, die Welt zum ersten Mal zu sehen.“
Anaïs-Tohé Commaret kam in Vitry-sur-Seine südlich von Paris zur Welt. 2020 wurde sie auf dem Kurzfilmfestival „Côté Court“ in Pantin bei Paris gemeinsam mit Nicolas Jardin für ihren Film „Amor sur Mama“ mit dem Großen Preis für Videokunst geehrt. Zwei Jahre später sicherte sich die junge Künstlerin die Auszeichnung „Coup de Cœur“ des Montrouge Salon d’Arts Contemporain, nahe Paris. In Deutschland überzeugte Commaret 2023 mit ihrem Kurzfilm „8“ auf der Berlinale in der Sparte „Berlinale Shorts“ und erreichte eine Nominierung für den „Goldenen Bären“ in der entsprechenden Kategorie wie auch eine Nominierung für den „Silbernen Bären“ für den „Preis der Jury“.
Seit 2022 verleiht die Jürgen Ponto-Stiftung gemeinsam mit dem MMK den Pontopreis MMK. Alle zwei Jahre zeichnet er europäische Künstler*innen am Beginn ihrer Karriere aus. Mit dem Preisgeld und der von der Stiftung finanzierten Schau liegt sein Gesamtwert nach eigenen Angaben bei 150.000 Euro. Bisher ging die Auszeichnung an Mire Lee und Christelle Oyiri. |