Prix Pictet geht an Alfredo Jaar   |  | Alfredo Jaar, The End (GSL_d), 2025 | |
Der elfte Träger des Prix Pictet zum Thema „Sturm“ ist der chilenische Künstler Alfredo Jaar mit seiner 2025 entstandenen Fotoserie „The End“. Damit konnte sich der vielseitige Fotograf gegen seine elf Mitbewerber durchsetzen und erhält ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Schweizer Franken. Mit der Wahl dieses Werkes will der Prix Pictet einen Dialog anstoßen. Mit der Fotografie ließen sich kritische und drängende Umweltthemen besonders eindrucksvoll und schonungslos visualisieren.
Jaar, dessen Schaffen etwa 2013 auf der Biennale in Venedig oder 2002 bei der Documenta in Kassel zu sehen war, setzt den Großen Salzsee in Utah in den Fokus der Folge „The End“. Dieser See werde in der Wissenschaft als „ökologische Atombombe“ bezeichnet. Das Gewässer ist ein zentrales Ökosystem der westlichen Hemisphäre, das jedoch durch übermäßige Wasserentnahme zerstört wird. Alfredo Jaar beschreibt seine Arbeit folgendermaßen: „Mit dieser Serie will ich das tragische Schicksal des Sees zeigen und gleichzeitig seine außergewöhnliche Schönheit und sein Potenzial sichtbar machen. Trotz der schlimmen Situation, in der wir uns befinden, wollte ich Bilder von großer Schönheit und Traurigkeit schaffen. Angesichts des Ausmaßes dieser Tragödie habe ich mich entschieden, diese Bilder in einem kleinen, unspektakulären Format zu drucken, als eine Art visuelles Flüstern, ein Klagelied für unseren sterbenden Planeten.“
Der See in Utah hat 73 Prozent seines Wassers und 60 Prozent seiner Oberfläche seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eingebüßt. Damit legt er giftigen Staub offen und treibt den Salzgehalt in gefährliche Höhe. Folgen dieser Versalzung sind langwierige Umwelt- und Gesundheitsschäden, zudem auch ökonomische Verluste für Utah, da ohne große Wasserzufuhr die Gefahr des Verlusts des Großen Salzsees besteht. Der See und seine Sumpfgebiete sichern Mineralien für die Industrie in Utah und damit tausende von regionalen Arbeitsplätzen. Der ökonomische Gewinn liegt hierbei bei 2,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das Gebiet sichert etwa 80 Prozent der Feuchtgebiete in Utah und bietet damit Millionen an Zugvögeln ein Habitat.
Beobachter der sich entwickelnden Katastrophe gehen davon aus, dass der Trocknungsprozess nicht mehr reversibel ist. Mit der Verkleinerung des Sees verstärken sich die Staubstürme mit den toxischen Partikeln. Als Folge würde eine der großen nordamerikanischen Routen für Zugvögeln verschwinden. Jaar selbst erklärt, dass die ehemals lebendige Region für Strandvögel bei Salt Lake City nun voller vertrockneter toter Vogelleiber auf den aufgebrochenen Schlamm ist, der einst ein See war.
Die auf Vermögensverwaltung spezialisierte Genfer Privatbank Pictet & Cie rief 2008 gemeinsam mit der Zeitung Financial Times den Prix Pictet ins Leben. Er ist der weltweit der erste Preis für Fotografie und Nachhaltigkeit. Mit ihm will die Bank die Öffentlichkeit auf drängende Probleme in gesellschaftlichen Entwicklungen, bei kriegerischen Auseinandersetzungen und in der Umwelt aufmerksam machen. Damit stellt sie den Einsatz der Fotografie als ein Medium für die Vermittlung grundlegender Ideen der Nachhaltigkeit heraus. Zu den bisher zehn geehrten Fotografen gehören Benoit Aquin, Nadav Kander, Mitch Epstein, Luc Delahaye, Michael Schmidt, Valérie Belin, Richard Mosse, Joana Choumali, Sally Mann und zuletzt Gauri Gill. |