Roswitha Haftmann-Preis für Cecilia Vicuña  |  | Der hochdotierte Roswitha Haftmann-Preis geht an Cecilia Vicuña | |
Cecilia Vicuña erhält den Roswitha Haftmann-Preis 2025. Die chilenische Künstlerin, Aktivistin und Dichterin darf sich nun über ein Preisgeld von 150.000 Franken und somit über einen der höchstdotierten europäischen Kunstpreise freuen. Cecilia Vicuña, die bisher im deutschen Sprachraum noch wenig Beachtung fand, wird für ein Œuvre gewürdigt, das laut Stiftungsrat „seit Jahrzehnten künstlerische Radikalität mit poetischer Kraft und gesellschaftlichem Engagement verbindet“. Stiftungsratsmitglied Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig in Köln, betont: „Es freut mich außerordentlich, dass wir mit Cecilia Vicuña eine Künstlerin ehren, deren Werk große visuelle Kraft entfaltet und zugleich hochaktuelle Themen verhandelt. Seit Jahrzehnten setzt sie sich intensiv mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau auseinander – sowohl in Lateinamerika als auch im globalen Kontext. Ebenso eindringlich macht sie auf die ökonomische und ökologische Ausbeutung unseres Planeten aufmerksam und mischt sich immer wieder in aktuelle Debatten ein. Nur wenigen Künstlerinnen gelingt es, all dies mit einer solchen poetischen und nachhaltigen Stringenz zu verbinden wie Cecilia Vicuña.“
Cecilia Vicuña, geboren 1948 in Santiago de Chile, gehört zu den prägenden Künstlerinnen Lateinamerikas. Ihr Schaffen umfasst Malerei, Poesie, Installation, Performance, Film und eine aktivistische Praxis. Dabei richtet sie ihren Fokus auf soziale Gerechtigkeit, indigene Traditionen, ökologische Fragen und die transformierende Kraft der Sprache. International bekannt ist sie für ihre raumgreifenden Assemblagen und Installationen aus rohen Materialien wie Wolle, Fäden oder Fundobjekten, mit denen sie fragile und zugleich kraftvolle Werke kreiert, die das kollektive Gedächtnis ebenso berühren wie persönliche Erinnerung. Seit den 1960er Jahren verbindet Vicuña ihr künstlerisches Arbeiten mit politischem Handeln. Im Exil nach dem Militärputsch in Chile 1973 entwickelte sie ihren Ansatz konsequent weiter: interdisziplinär, feministisch, antikolonial. Laut Roswitha Haftmann-Stiftung ist ihr Werk „ein Plädoyer für die Poesie als Lebensform“.
Lange Zeit blieb Vicuñas Werk unter dem Radar der etablierten Kunstwelt. Bis heute hat noch kein größeres Museum in Deutschland, Österreich oder der Schweiz ihre Kunst in einer Einzelausstellung präsentiert. Nach ihrer viel beachteten Beteiligung an der Documenta 14 im Jahr 2017 folgten Personalen in der Tate Modern in London, im Guggenheim Museum in New York, im Museo Nacional de Bellas Artes in Santiago de Chile und 2025 im Irish Museum of Modern Art in Dublin. 2022 wurde Cecilia Vicuña mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk bei der Biennale von Venedig geehrt. Ihre Arbeiten befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Tate London, des MoMA in New York, des Reina Sofia in Madrid, des Guggenheim Abu Dhabi und des Museum of Fine Arts in Boston.
Der Kunstpreis geht auf die 1998 verstorbene Zürcher Galeristin Roswitha Haftmann zurück und wird seit 2001 unter dem Vorsitz der Direktion des Kunsthauses Zürich verliehen. In ihrem Testament bestimmte Haftmann die Gründung einer Stiftung, die Vertreter der bildenden Kunst von überragender Bedeutung jeweils mit einer „namhaften“ Auszeichnung ehrt. Das Preisgeld der Auszeichnung steht den Gewinner*innen zur freien Verfügung. Bisherige Preisträger*innen waren unter anderem Walter de Maria, Maria Lassnig, Mona Hatoum, Robert Ryman, das Künstlerduo Peter Fischli und David Weiss, Douglas Gordon, Vija Celmins, Sigmar Polke, Pierre Huyghe, Rosemarie Trockel, Lawrence Weiner, Valie Export, Cildo Meireles und im vergangenen Jahr Zarina Bhimji. |