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Eine ambitionierte Ausstellung im Palazzo Strozzi in Florenz würdigt Sandro Botticelli und Filippino Lippi

Gebrochene Heiterkeit



Sandro Botticelli, Beweinung Christi

Sandro Botticelli, Beweinung Christi

Er ist einer der Vielgeliebten, und seine berühmtesten Werke wie „Die Geburt der Venus“ oder „Der Frühling“ sind kaum weiter zu verbreiten. Und doch gibt es im Schaffen von Alessandro di Mariano Filipepi, dem Gerbersohn aus Florenz, bekannt unter seinem Spitznamen Sandro Botticelli, bisher weniger beachtete Seiten. Die verstörende „Beweinung“, ein Spätwerk aus dem Museo Poldi Pezzoli in Mailand, steht für einen dieser Aspekte: Es sind die vergleichsweise düsteren Farben, die strenge Perspektive, die geschlossene Komposition, vor allem aber der radikal intensivierte spirituelle Gehalt, der an diesem verhalten rezipierten und noch weniger reproduzierten Meisterwerk bis heute erschüttert. Die schmerzerfüllte, aller Heiterkeit und Noblesse früherer Jahre abschwörende Haltung hat wohl schon den Zeitgenossen nicht behagt und weist hinaus aus der selbstbewussten, erlesenen, in Geist, Genuss und Genie verliebten Renaissancekultur des Medici-Florenz auf die apokalyptischen Predigten des düsteren Dominikanermönchs Girolamo Savonarola (1452 bis 1498), dessen Buß- und Untergangsprophetien eine verfeinerte Gesellschaft daran erinnerten, dass auch sie nicht das Paradies auf Erden bewohne.



Bildung und Ästhetik bewahren nicht vor den dunklen Seiten der Schöpfung; darauf will auch der Untertitel der Ausstellung verweisen: „Die Unruhe und die Anmut in der Florentiner Malerei des 15. Jahrhunderts“. Es ist eine herausragende Leistung der Botticelli-Ausstellung im Palazzo Strozzi in Florenz, auf die Aspekte des religiösen „Pathos“ und auf den Einfluss Savonarolas aufmerksam zu machen - bis in die formale Gestaltung der Gemälde hinein. Das zählt mehr als die sagenhafte Versicherungssumme von 500 Millionen Euro, mit der sich die Schau die Schlagzeilen gesichert hatte. Über den Event-Charakter hinaus, allein von Botticelli rund 30 Meisterwerke aus den großen Museen der Welt zu versammeln, öffnen die Kuratoren Daniel Arasse, Pierluigi de Vecchi und Jonathan Nelson den Blick auf innere Zusammenhänge der Florentiner Renaissance-Malerei. Pünktlich zum 500. Todestag würdigen sie mit Filippino Lippi (ca. 1457 bis 1504) auch den lange unterschätzten Meisterschüler Botticellis.

21 Hauptwerke Lippis tragen in den verschiedenen thematischen Abteilungen nicht nur dazu bei, gemeinsame Linien in der Kunst beider Maler zu entdecken und Abhängigkeiten zu konstatieren. Sie zeigen im direkten Vergleich auch überzeugend, dass der Schüler dem Meister auf gleicher Höhe begegnen kann. Das demonstrieren die Kuratoren etwa am Beispiel von Madonnenbildern: Den expressiven Gebrauch der Perspektive sehen sie in dem Verkündigungsfresko Botticellis aus den Uffizien auf gleichem Rang wie in zwei Bildern Lippis aus der Pinacoteca Civica aus San Gimignano.

Auch in den Allegorien-Darstellungen, einer Domäne Botticellis, zieht Filippino Lippi an die Seite seines Meisters, etwa mit der unbekannten „Allegorie der Liebe“. Das Meisterwerk aus einer Londoner Privatsammlung war seit 1949 nicht mehr öffentlich zu sehen. In den Portraits ist bei Botticelli wie bei Lippi die Aufmerksamkeit für technische Qualität wie Farbtönung und –auftrag ebenso zu bemerken wie für die psychologisch raffinierte und allegorisch verschlüsselte Charakterisierung einer Persönlichkeit. Das zeigt etwa das Portrait eines Musikers aus der Nationalgalerie Dublin.

Die Schau im Palazzo Strozzi ist nach Angaben der Organisatoren die weltweit bisher größte und umfassendste Botticelli-Ausstellung. Ihr Kern war bereits ab September 2003 in Paris zu sehen. Das Verzeichnis der Leihgeber liest sich wie ein „who is who“ der Spitzenmuseen der Welt: Louvre Paris, Prado Madrid, Uffizien Florenz, Ambrosiana Mailand, Nationalgalerie London, Puschkin-Museum Moskau. Stolz sind die Italiener, dass es ihnen gelungen ist, in der Ausstellung Meisterwerke zu vereinen, die nach Jahrhunderten wieder einmal an den Ort ihrer Entstehung zurück gekehrt sind und zum Teil hier noch nie ausgestellt waren.

Aus Edinburgh etwa kommt eine Madonna mit Kind, die erst 1998 als ein um 1480 entstandenes Meisterwerk Botticellis entdeckt wurde. Boston und Chicago haben frühe Madonnenbilder geschickt. Die Vatikanische Bibliothek steuert mit Szenen zu Dantes „Divina Commedia“ einen Beitrag bei, der Botticelli als faszinierenden Erzähler lebendig macht. Berühmte Portraits wie das des Mannes mit der Medaille hängen gemeinsam mit unbekannten Werken wie das Portrait einer jungen Frau, ein in Italien nie gezeigtes Gemälde aus einer New Yorker Privatsammlung. Legendäre Allegorien wie „Der Frühling“ oder „Pallas mit Kentaur“ fehlen ebenfalls nicht.

Den Einfluss Savonarolas machen die Kuratoren vor allem in der „Mystischen Geburt“ aus, der wohl spektakulärsten Leihgabe aus London. Noch nie, so die Organisatoren, sei ein Bild so hoch, nämlich mit 55 Millionen, versichert worden. Das 1500 entstandene, einzig datierte und signierte Gemälde Botticellis wird gedeutet als eine Vision von Frieden und Harmonie nach einer apokalyptischen Zeit. Deutlicher noch sind die Vorzeichen einer religiös-spirituellen Wende in Werken Filippino Lippis, etwa in einer leidenschaftlichen Pietá aus Washington oder in den Heiligen Maria Magdalena und Johannes der Täufer, die er für Francesco Valori, einen Parteigänger Savonarolas, gemalt hatte. Es sind Dokumente einer Zeit, deren stolze, heitere Selbstgewissheit brüchig wird im Angesicht der aufwühlenden Erkenntnis, das alles, was auf Erden existiert, weder der Berührung der Sünde noch dem Zugriff des Todes entkommt.

Die Ausstellung „Botticelli e Filippino. L'inquietudine e la grazia nella pittura fiorentina del Quattrocento“ geht bis zum 11. Juli. Geöffnet ist Montag bis Donnerstag von 9 bis 21 Uhr, Freitag bis Sonntag von 9 bis 23 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 8,50 bzw. 6,50 Euro. Der Katalog kostet 35 Euro.

Palazzo Strozzi
Piazza Strozzi
Florenz

Telefon: +39 055 – 264 51 55

www.botticellipalazzostrozzi.it



17.03.2004

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Werner Häußner

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