Michael Sailstorfer in der Ursula Blickle Stiftung | | Michael Sailstorfer, Elektrosex, 2005 | |
Für die aktuelle Ausstellung der Ursula Blickle Stiftung hat Kurator Nicolaus Schafhausen den jungen Bildhauer Michael Sailstorfer ausgewählt. Zentraler Ausgangspunkt der Arbeiten des 1979 im bayerischen Vilsbiburg geborenen Künstlers, der heute in London lebt, ist die Transformation der Gegenstände. Dabei greift er, wie schon sein Lehrer Olaf Metzel an der Münchner Kunstakademie, auf bereits Vorhandenes zurück und verändert Gestalt und Aussage. Seine bildhauerischen Arbeiten sind demzufolge nicht im klassischen Sinn aus „rohem“ Material geformt. Meist dienen ihm ausrangierte Produkte, wie alte Autos, Flugzeuge, Wohnwagen oder Hubschrauber, als „Rohmaterial“. So entsteht bei der Arbeit „D-IBRB“ aus dem Jahr 2002 aus zwei alten Segelflugzeugen ein Baumhaus oder aus einem alten Polizeiauto wird ein Schlagzeug in der Arbeit „Schlagzeug“ von 2003.
Das Moment der Verwandlung kann auch in der Dematerialisierung des Baustoffs liegen. Sailstorfer zerlegte gemeinsam mit seinem Kollegen Jürgen Heinert Stück für Stück eine Waldhütte und verfeuerte das Holz im Kamin derselben. So löste sich 2002 in „3 Ster mit Ausblick“ das Häuschen in sich selber auf, bis nur noch das Herzstück der Hütte, nämlich der Kamin, übrig war. Der Prozess der Transformation wird hier selber zur „Skulptur“. Der Ansatz von Sailstorfers Arbeit liegt sowohl in der Faszination für das Zerlegen und wieder neu Zusammenbasteln als auch in einer fast kindlichen Begeisterung für Fortbewegungsmittel und bewohnbare Objekte. Man könnte seine künstlerische Praxis als konstruktive Interpretation ausgemusterter Dinge bezeichnen, die Altes in Neues verwandelt und den Prozess der Umwandlung dabei in das Werk mit einbezieht.
Die Ausstellung „Michael Sailstorfer“, die im Garten der Stiftung den gebauten Jugendtraum „Sternschnuppe“ und den elektrostatischen Funkenüberschlag zweier Straßenlaternen „Elektrosex“ umfasst, ist bis zum 16. Oktober zu sehen. Geöffnet ist mittwochs von 14 Uhr bis 17 Uhr, sonntags von 14 Uhr bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
Ursula Blickle Stiftung
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