Fritz Winter nun auch in München Der 100ste Geburtstag des Malers Fritz Winter ist etlichen Museen Anlass, dessen Werk eingehend zu würdigen. Nachdem sich schon vier Häuser in Ahlen, Hamm und in Schloss Cappenberg, in der Region von Winters Herkunft, zu einer umfassenden Ausstellung mit rund 300 Exponaten zusammengetan haben, gesellt sich ab heute auch die Pinakothek der Moderne in München in den Kreis der Gratulanten. Zieht sich doch Fritz Winter nach dem Tod seiner Frau, aufflackernden Kriegsverletzungen und der Emeritierung an der Kasseler Kunstakademie 1970 mehr und mehr an den Ammersee zurück und schenkt 1974/75 eine große Anzahl von Bildern dem Galerieverein München, der heutigen Fritz-Winter-Stiftung.
Die Ausstellung in München konzentriert sich ganz auf eine Werkgruppe. Zu Beginn des Jahres 1944 während eines Fronturlaubs schuf Winter die „Triebkräfte der Erde“ - eine Serie von etwa 55 Arbeiten auf Papier. In Gouache, Öl und Aquarell, Schablonen- und Aufspritztechnik machte er auf diesen je circa 30 auf 20 Zentimeter großen Blättern vegetabile Strukturen anschaulich. Die stilisierten und abstrahierten Wachstumsvorgänge scheinen sich im Halbdunkel unterirdischer Räume zu vollziehen. Schon früh wurden die „Triebkräfte der Erde“ als Paradigma der inneren Emigration in Deutschland interpretiert und damit als traditionserhaltendes Bindeglied zwischen dem „Geistigen in der Kunst“, vertreten durch Wassily Kandinsky, Franz Marc, Paul Klee, und der deutschen Nachkriegsabstraktion verstanden, zu deren Protagonisten Fritz Winter selbst gehörte. Folgerichtig stellt die Schau Winters Arbeiten auch Werke von Paul Klee, Franz Marc, Joseph Beuys und Per Kirkeby gegenüber, die sich ebenfalls dem Thema Pflanze, Wachstum und Metamorphose widmen.
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung fand gestern die Verleihung des Fritz-Winter-Preises statt, der in diesem Jahr dem von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ausgewählten Chemiker, Carsten Schmuck, zuerkannt wird. Zur Erfüllung ihres Stiftungszwecks, der „Förderung junger Talente in Wissenschaft und Forschung, sowie Kunst und Kultur“, verleiht die Fritz-Winter-Stiftung in unregelmäßigen Abständen Geldpreise an junge Wissenschaftler und Kunstschaffende.
Die Ausstellung „Triebkräfte der Erde“ läuft vom 27. Oktober bis zum 15. Januar 2006. Die Pinakothek der Moderne hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Pinakothek der Moderne
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