Kaiserring für Miriam Cahn | | Die Kaiserringpreisträgerin 2024: Miriam Cahn | |
Der Kaiserring der Stadt Goslar geht heuer an Miriam Cahn. Die 1949 in Basel geborene Künstlerin erhält die renommierte undotierte Ehrung für ihre „kraftvolle Ausdrucksform, die gesellschaftliche Themen und individuelle Reflexionen miteinander verwebt“. Das gab Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner am Freitag beim Neujahrsempfang der Stadt in der Goslarer Kaiserpfalz bekannt. In ihrer Begründung schreibt die Jury: „Ihr Werk besteht aus Malerei, Zeichnung und Fotografie, in Schwarz-Weiß oder in Farbe. Mit großer Eindringlichkeit beschwört sie darin die Ungerechtigkeiten und Dramen, die Menschen erleiden oder erleiden müssen, seien sie politischer oder intimer Natur. Es ist hochaktuell und wurde weltweit in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, angefangen bei der Biennale von Venedig 1984, wo sie die Schweiz vertrat, bis hin zu ihrer Ausstellung 2019 im Haus der Kunst in München und 2023 im Palais de Tokyo in Paris. Miriam Cahn ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart.“ Der Festakt mit der Preisverleihung ist für den 12. Oktober vorgesehen.“
Miriam Cahn hat die Grafikfachklasse der Kunstgewerbeschule Basel in der politisch aufgeladenen Zeit von 1968 bis 1973 besucht und so ihr von feministischen und gesellschaftspolitischen Themen geprägtes Schaffen ausgebildet. Oft nimmt sie den Menschen in seiner existenziellen Geworfenheit in den Blick. Mit ihrer Kunst wurde Miriam Cahn 1982 zur Documenta 7 und 2017 zur Documenta 14 eingeladen, 1986 zur Biennale nach Sydney. Ausstellungen ihres Werks präsentierten unter anderem die Kunsthalle Basel, das New Yorker Museum of Modern Art, das Kunstmuseum Bonn, das Kunsthaus Zürich, die Fundación La Caixa in Madrid, die Neue Nationalgalerie in Berlin, die Kunsthalle zu Kiel und das Kunsthaus Bregenz. 1997 durfte sich Miriam Cahn über den Frankfurter Karl-Ströher-Preis, 1998 über den Berliner Käthe-Kollwitz-Preis, 2001 über den Preis der Stiftung für die grafische Kunst in der Schweiz und 2005 über den Prix Meret Oppenheim freuen. 2013 wurde ihr der Basler Kunstpreis zugesprochen, ein Jahr später der Oberrheinische Kunstpreis und 2022 der Rubenspreis der Stadt Siegen.
Miriam Cahn ist für ihre teils monumentalen, teils intimen Kohle-, Bleistift- oder Pastellzeichnungen, farbintensiven Gemälde, Rauminstallationen und Performances bekannt. Ihre großformatigen Arbeiten hat sie in ihrer frühen Schaffenszeit am Boden ausgeführt und wollte durch den Einsatz des Körpers den räumlichen Abstand und die damit verbundene mentale Distanz aufbrechen. Entstanden sind Werke mit symbolhaften Darstellungen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Später zeichnete sich ihr Werk durch Serien von Zeichnungen mit geschlossenen Augen aus. Ein weiteres Thema, das Miriam Cahn auch durch ihre aktive Beteiligung geprägt hat, ist die Friedens- und Frauenbewegung. Ihr künstlerisches Schaffen pendelt dabei zwischen extremen Polen menschlicher Emotionen. Die inhaltlichen und stilistischen Hauptthemen sind die Verletzlichkeit des Körpers und die Anziehungskraft von Lust und Gewalt. Seit dem Jugoslawien-Krieg beschäftigte sie sich ausdrucksstark mit der dort einsetzenden Flucht der Bevölkerung. In ihren neuesten Serien spiegeln sich zudem die aktuellen Flüchtlingskrisen wider. |