Isaac Chong Wai in Nordhorn  |  | Isaac Chong Wai, Breath Marks: Mother with Her Dead Son, 2022 | |
Die Städtische Galerie Nordhorn zeigt seit dem Wochenende Werke von Isaac Chong Wai, der 2024 mit dem Kunstpreis der Stadt Nordhorn geehrt wurde. Die Arbeiten in der Schau „Traces in Silence“ befassen sich mit der Spannung zwischen Erinnerung und Geschichtsschreibung sowie mit dem Verhältnis zwischen kollektivem und individuellem Gedächtnis, erkunden persönliche Gefühlswelten, thematisieren aber auch politisch relevante Zusammenhänge. Dabei bezieht sich Chong Wai auf Wunden früherer Kriegszerstörungen im öffentlichen Raum sowie auf kunstgeschichtliche Motive, in denen es um Trauer geht. Die Ausstellung ist Teil des mit 4.500 Euro dotierten Kunstpreises, der durch die Grafschafter Volksbank, den Förderkreis der Städtischen Galerie Nordhorn und das Land Niedersachsen unterstütz wird.
Beim Betreten des Schauraums wird der Besucher von Chong Wais Fotografie „Mother with Her Dead Son“ aus dem Jahr 2022 begrüßt. Das Bild ist Teil der Serie „Breath Marks“, die der Künstler mit seinem Atem auf einer Glasscheibe gestaltet hat, und lehnt sich an die Skulptur „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz an. Eine Version dieser Skulptur befindet sich heute in der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Berlin und ist zum Synonym für individuelle, als auch kollektive Trauer geworden. Links vom Eingang befindet sich eine weitere Fotografie der Serie. Das „Portrait of Käthe Kollwitz“ von 2023 entstand ebenfalls durch den Atem des Künstlers auf einer Glasscheibe, der damit ein Selbstportrait der Expressionistin fortschreibt. Neben Fotografien haben auch filmische Arbeiten in der Präsentation einen Platz. Das fast 16minütige Video „One Sound of the Histories“ von 2015 dokumentiert eine Performance von Isaac Chong Wai im öffentlichen Raum. Auf dem in den 1930er Jahren von Nationalsozialisten gebauten Platz „Adolf-Hitler-Platz“ in Weimar, der nach dem Zweiten Weltkrieg in „Karl-Marx-Platz“ umbenannt wurde und heute „Weimarplatz“ heißt, erzählen die Teilnehmer von privaten Erinnerungen, während sie in einer militärisch wirkenden Ordnung nebeneinander aufgestellt sind.
Der Künstler Isaac Chong Wai wurde 1990 im chinesischen Guangdong geboren; er lebt und arbeitet heute in Hongkong und Berlin. Chong Wai studierte Bildende Kunst an der Hong Kong Baptist University und Kunst im öffentlichen Raum an der Bauhaus-Universität in Weimar. Sein Schaffen befasst sich mit menschlichen Emotionen und Erinnerungen, die er mittels Performance, Videos, Installationen, Fotografien und Zeichnungen in immersive Erfahrungen transformiert. Chong Wai nahm bereits an renommierten Ausstellungen wie 2024 der Biennale von Venedig und der 22. Biennale Sesc Videobrasil in São Paolo 2023 teil. Der Tagesspiegel wählte ihn 2024 zu einem der Top 100 wichtigsten Kulturschaffenden Berlins.
Die Ausstellung „Isaac Chong Wai – Traces in Silence“ läuft bis zum 11. Mai. Die Städtische Galerie Nordhorn hat dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog.
Städtische Galerie Nordhorn
Vechteaue 2
D-48529 Nordhorn
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