Kubanische Plakatkunst der letzten 60 Jahre | | Eladio Rivadulla Martínez, 26. Juli – Fidel Castro, 1959 | |
Ab heute präsentiert das Museum für Angewandte Kunst (MAK) in Wien einen Überblick über die Plakatkunst in Kuba der vergangenen 60 Jahre. Dabei spürt sie dem Titel gebenden Phänomen jener nationalen Identität nach, die als „Cubanidad“ zum Begriff wurde. Gerade in der Plakatgestaltung mischen sich indianische, spanische, afrikanische und lateinamerikanische Elemente mit Pop-Art und Op-Art und geben den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen Ausdruck. Im vorrevolutionären Batista-Regime wurde dem Plakat kaum Platz für kubanische Identität eingeräumt. Kuba diente als Testmarkt der internationalen Filmindustrie für den lateinamerikanischen Raum, und die Plakate glichen sich den Vorstellungen eines internationalen Stilkanons an. Eladio Rivadulla führte als erster die „neue Form“ des künstlerischen Siebdrucks in die Plakatkunst Kubas in den 1940er Jahren ein. Er gestaltete am Silvesterabend 1959 über Nacht das legendäre Portrait Fidel Castros in den Farben Rot und Schwarz und ist als Pionier der kubanischen Revolutionsgrafik zu nennen.
Mit der Revolution änderte sich auch die Funktion des Plakates: Vom „Verkaufen“ ging sie zum „Überzeugen“ über. Als Empfänger der Mitteilungen waren nicht mehr nur die männlichen und weiblichen Konsumenten gefragt, sondern Männer und Frauen des Volkes, Bürger, ganz unabhängig von ihrer sozialen Stellung oder Kaufkraft. Drei Verlage kristallisierten sich in der Folge als Zentren der Plakatkunst heraus: das Kubanische Filminstitut ICAIC (Instituto Cubano del Arte y la Industria Cinematográficos), die Solidaritätsorganisation der Völker Afrikas, Asiens und Lateinamerikas OSPAAAL (Organización de Solidaridad con los Pueblos de Asia, África y América Latina) und der Verlag der kommunistischen Partei Kubas EP (Editora Politica).
Mit der Gestaltung von Filmplakaten für das ICAIC ist der Name Muñoz Bachs untrennbar verbunden. Sein Œuvre umfasst rund 2.000 Blätter und besticht durch einen Schuss Ironie. Grafische Protagonisten der OSPAAAL sind vor allem Alfredo Rostgaard und Olivio Martínez Viera. 1969 etwa gestaltete Rostgaard ein Plakat zur Erinnerung an den gewaltsamen Tod des kolumbianischen christlich-militanten Guerillero-Priesters Camilo Torres, das ganz der Tradition des Ikonenbildnisses folgt. Das politische Plakat in Kuba ist in der Gestaltung schlicht und einprägsam. Der utopische Optimismus der Revolutionszeit manifestierte sich oft in pathetischen Affichen, die dem Führerkult um Ernesto Ché Guevara und Fidel Castro huldigten.
Die Ausstellung „La Cubanidad - Kubanische Plakate 1940–2004“, die von Beverly Walton ursprünglich für die Track 16 Gallery in Santa Monica zusammengestellt wurde, umfasst 60 Plakate und stellt sie anhand von Fotografien und Statements der Künstler in den gesellschaftlichen oder politischen Kontext. Sie ist vom 6. April bis zum 10. Juni im MAK-Kunstblättersaal zu sehen. Der Eintritt beträgt 7,90 Euro, ermäßigt 4 Euro. Und jeden Samstag kommt man kostenlos ins Museum.
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
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