Winter 84/85
Visuelle Kommunikation an der FH für Gestaltung, Offenbach
1985-86
Zivildienst in einem Altenheim und Schwerstbehindertenbetreuung
1986-94
Studium an der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach bei Manfred Stumpf (Zeichnung) und Wolfgang Luy (Bildhauerei)
Winter 91/92
University Columbia, sculpture department, bei Trevor Gould, Montreal
1991-1994
Stipendium der Mosbach-Stiftung
lebt und arbeitet in Offenbach
Nach einer Kurzausstellung im vergangenen Jahr und nach der ART Frankfurt zeigten wir die Arbeiten von Jörg Ahrnt innerhalb kurzer Zeit bereits zum dritten Mal, diesmal allerdings im Rahmen einer Galerieausstellung über einen Zeitraum von 6 Wochen.
Der Titel der Ausstellung - 'azurn' - führt zunächst in die Irre. Nicht der Bildhintergrund ist himmelblau oder weist auf den Luftraum hin, sondern der Bildgegenstand - die dargestellte menschliche Figur - bedient sich dieser Farbe. Anlaß dafür ist das Material (Hartschaumstoff), das Ahrnt für seine Skulpturen verwendet und im Gegensatz zu seinen früheren Arbeiten nicht mehr übermalt. Von der Skulptur ausgehend, schafft er eine Reihe von Bildern, die die Skulptur in unterschiedlichen Positionen abbildet. Ein facettenreiches Vorgehen ist möglich, das sich ganz unterschiedlicher Stellungen bedient oder eine Stellung auf ihre minimale Verschiebung hin untersucht.
Dieses Vorgehen bringt die verblüffende Erkenntnis zutage, daß die Figur eine Entwicklung durchläuft, die sich nicht nur auf den Raum, sondern auch auf die Zeit bezieht. Der Betrachter entwickelt eine zeitliche Struktur, im Sinne einer Geschichte, die dieser dargestellten Menschenfigur eigen ist. Wir können uns nicht nur eine Vorstellung davon machen, wie die Figur entstanden ist, sondern auch davon, wohin sie sich entwickelt. Dadurch daß Ahrnt die Skulptur zusammen mit den Bildern zeigt, bietet er dem Betrachter die Möglichkeit der wechselseitigen Befragung.
Eine weitere Besonderheit liegt in der schematischen Darstellung dieser menschlichen Figur. Auf das naturalistische Herausarbeiten der Details (Gesichtszüge, Haare, Finger, Zehen, Geschlecht) hat Ahrnt hier verzichtet. Die Figur präsentiert sich seltsam glatt, wie von einem Taucheranzug oder von Bandagen umhüllt. Jörg Ahrnt verbannt das empfindsam Menschliche, die Gedanken und Gefühle, die sich gemeinhin an den Äußerlichkeiten eines Individuums erfassen lassen, an einen anderen Ort. Kann der Betrachter die 'Seele', 'der alleinige Sitz alles Denkens und Fühlens' (nach Charles Taylor 'Quellen des Selbst') unter der Oberfläche dieser Figur finden ? - Die Antwort mag offen sein. Richtig ist, daß der Betrachter hier die Möglichkeit erhält, eigene Bilder über diesen Menschen zu schaffen, die ihm ein größtmögliches Maß an Freiheit lassen.
Damit nimmt Ahrnt entschieden eine gegenläufige Haltung zu den gängigen Befragungen des Menschenbildes in der heutigen bildenden Kunst ein, wo das emotional Individuelle (Glücksempfinden, Schmerz, Angst, sexueller Trieb etc.) thematisiert wird. Ahrnt schaltet das zwar nicht ganz aus, nimmt es aber von der Oberfläche. Gerade die neutrale Figur im neutralen Raum evoziiert Fragen nach Identität und Orientierung. Der Betrachter will wissen, um welche Art 'Mensch' es sich handeln könnte, er sucht für diesen - und damit für sich selbst - einen moralischen Raum. 'Die Orientierungslosigkeit und die Ungewißheit darüber, wo man als Person eigentlich steht, scheint sich immer weiter auszudehnen, bis man die Kontrolle über den eigenen Standort im physikalischen Raum verliert.' (Ch. Taylor)
1995
"Freunde", Foe 156, München (E, mit Katalog)
"beginnen, aufhören", Centro de Artes, Joao Pessoa, Brasilien (E)
1996 "Projekt DGB-Vitrine", DGB-Haus 2, Frankfurt (E)
"Leseraum", Studiogalerie, Haus am Lützowplatz, Berlin (G)
1997
"das nächste Mal", Projekt, gemeinsam mit Corinna Schnitt, Bürgersaal Buchschlag
"das Gewicht des Kopfes", Galerie Arte Giani, Frankfurt (E)
1998
Ausstellungsraum Schnitt, Köln
"azurn" Galerie Arte Giani, Frankfurt (E)
1999
"Dichtung und Wahrheit", Arte Giani, Frankfurt (G)